Über Problemlösungen und Stromverbrauchern am Zug
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Bericht 87

Hilfe, Hilfe drang es vor einigen Tagen an meine Ohren: "ich habe alles versucht, bekomme Fehlermeldungen und meine Rückmelder machen Probleme".

Und weil das nicht nur mein Lieblingsthema ist, sondern es sich um einen mir persönlich bekannten, sympatischen und korrekten Modellbahner handelt, habe ich mich am Samstag kurzentschlossen auf den Weg nach Baden-Baden? gemacht. Die Stadt in der man gemeinhin seine Seele kurieren, Geld verzocken oder reinigen kann. Man kann dort aber auch einfach nur gut leben.

Der halbe Tag ist erstmal mit Gesprächen über Dies und Das vergangen. Sinnige und unsinnige Ideen wurden ausgetauscht, wie das halt so bei Modellbahnern zugeht. So, nun wollen wir mal eben schnell noch das Problem lösen ...

Ausgangssituation ist eine Zweileiteranlage im technisch fertiggestellten Rohbau mit Lenz-Zentrale?, seriellem oder USB- Interface und LDT- Belegtmeldebausteinen. Nach etwa 10 Minuten Fahrbetrieb mit 5 Zügen häufen sich Fehlermeldungen wie "Zentrale überlastet", "Prüfsummenfehler" oder "unerwartete Antwort", in dessen Folge dann verschiedene Fahrfehler auftreten. Züge fahren zu weit, bleiben einfach stehen und gelegentlich wird eine Weiche unter einem fahrenden Zug umgestellt. Alles typische Zeichen für Störungen der Rückmeldungen mit anschließenden Kommunikationsfehlern zwischen PC und Digitalzentrale.

Dann prüft und ändert man (im Falle Lenz) zunächst einmal dies:

  • Ist der FiFo Puffer der seriellen Schnittstelle im Windows Gerätemanager auf ein Byte gestellt oder ganz ausgeschaltet?
  • Sind die Leitungen des Rückmeldesystems (Klemmen R und S) verdrillt?
  • Gibt es längere X-Bus Leitungen an der Zentrale und sind diese ebenfalls verdrillt?

Nebenbei bemerkt: auch hier sind schon einige 'Schlaumeier' auf die Idee gekommen, abgeschirmte Leitungen zu verwenden. Das ist überflüssig. Ich selbst habe schon eine Anlage mit fast 500 Meter Kabellänge gesehen.

  • Sind noch ältere LR-100 Bausteine montiert?
  • Sind LS-100 Bausteine mit unsauber arbeitenden Weichenantrieben angeschlossen?
  • Sind LB-100 Bausteine älterer Bauart montiert?
  • Sind für LR-101 Bausteine auch die bei einem Kurzschluss wichtigen LB-050 montiert?
  • Ist in den Railware Interfaceoptionen "Flackern verhindern" eingeschaltet?

All das war gegeben und so wurden die ersten Testfahrten gestartet. Schon nach kurzer Zeit zeigten sich die ersten Fehlermeldungen. Versuchweise wurde die Geschwindigkeit der seriellen Schnittstelle hoch gesetzt und beim Fahren eine längere Zeit der Meldermonitor auf flackerne Melder beobachtet.

Weil nach einer Stunde nichts auffälliges zu beobachten war, wurde auf das LI-USB umgeschwenkt (ich mag es einfach lieber) und gleich auf eine aktuelle Softwareversion (kurz vor 5.02) aktualisiert.

Nun gab es zur allgemeinen Verwunderung keinerlei Fehlermeldungen mehr. Nun ja, die Meldung "Zentrale überlastet" wird künftig gar nicht mehr angezeigt. Sie ist auch nicht wirklich wichtig, weil das temorär nicht angenommene Kommando ja erneut gesendet wird. Nach zwei Gegenproben war klar, das allein die Aktualisierung der Software den Fehler behoben hat.

Damit ist der Kunde zufrieden, nur der Entwickler nicht: laut seiner Dokumentation und der Erinnerung hat er nämlich keinerlei Veränderungen am Zeitverhalten des Treibers vorgenommen. (*1)

Erst jetzt wurde auch etwas anderes erkennbar: einige Züge gaben Abschnitte zu früh wieder frei und in den Schattenbahnhöfen fehlte die Belegtmeldung abgestellter Züge. Wenn man dazu noch weiss, das die Abstellgleise mit Stoppmeldern arteiten, wird schnell klar, das ein Teil der Züge keinen Stromverbraucher am Ende hat.

Das ist aber aus verschiedenen Gründen sehr wichtig !

  1. Ein Abschnitt darf erst frei gemeldet werden, wenn der letzte Wagen ihn verlassen hat. Dies gilt auch, wenn eine Belegtmeldung der Weichen vorhanden ist.
  2. Weichen können geschaltet werden, obwohl sie von Zügen befahren werden - sie sind ja 'unsichtbar'.
  3. Die Anzahl der von der Anlage gemeldeten Ereignisse steigt an.

Letztendlich haben die fehlenden Stromverbraucher (Widerstandsachsen) der Wagen den Softwarefehler aufgedeckt. Er wäre sonst wahrscheinlich nie aufgetreten. Nun war auch klar, warum gelegentlich eine Weiche unter einem fahrenden Zug geschaltet wurde. Dies passierte nämlich dann, wenn eine Gleiskreuzung statt fand.

Warum es so wichtig ist, wenigstens am Ende eines Zuges einen Stromverbraucher zu haben und was es sonst noch zu Trennstellen am Gleis zu beachten gibt, erfahren Sie auf dieser neuen Seite: Über Gleisbesetztmelder, Stromverbraucher und Trennstellen.

Das wars für diesmal. Viel Spaß mit der Modellbahn wünscht

Dieter Hinz


(*1) Sehr praktisch, wenn man von sich in der dritten Person sprechen kann

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Page last modified on Montag 09 Januar, 2006 11:58CET by Dieter Hinz9572 Punkte .
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