Züge per Soft- oder Hardware beeinflussen ?
Drucken

Tipp Zugbeeinflussung

Gerade in jüngster Zeit (Spielwarenmesse 2004) haben einige Firmen Methoden zur Zugbeeinflussung auf Basis von Elektronikbausteinen vorgestellt. Hier geht es um eine Bestandsaufnahme der verschiedenen Methoden und Empfehlungen für den Aufbau Ihrer Modellbahnanlage.

Worum geht es ?

In der schönen neuen Welt der Digitaltechnik hat man schlicht und einfach die Möglichkeit vergessen, Züge an Signalen abzubremsen und wieder zu beschleunigen. Um dies zu erreichen, muss man entweder die Position einer Lok (Lokadresse vor Signalen) erkennen oder besondere Signale an den Lokdecoder senden.

Weil alle diese Methoden bisher mit gewissen Einschränkungen behaftet sind, haben die meisten Modellbahner zu einer Softwarelösung wie Railware gegriffen. Diese bietet ungleich vorbildgerechtere und intelligentere Verfahren zur Zugbeeinflussung als jede Hardware. Doch die technische Entwicklung geht weiter und so stoßen gerade ABC von Lenz und Lissy von Uhlenbrock auf Interesse.

Hier geht es also um die Frage, ob Sie Ihre Modellbahnanlage so aufbauen, das die Züge mit Hardwarebausteinen oder per Software gebremst und beschleunigt werden.

Eines soll dabei nicht unerwähnt bleiben: diese Techniken sind absolut nicht neu ! Seit vielen Jahren bietet die Firma Zimo Bausteine zur Zugidentifikation und - beeinflussung an. Leider ist das System relativ teuer und nur wenig verbreitet.

Von Anfang an gab es eine einfache und sehr wirkungsvolle Zugbeeinflussungsmethode beim Selectrix System. Sie basiert auf simplen Bremsdioden. Zwar erfordert dies hochwertige und lastgeregelte Lokdecoder, aber dies zählte beim Selectrix System von Anfang an zum Standard !

Welche Techniken stehen zur Verfügung ?

Hier zunächst eine kurze Aufzählung aller bekannten Methoden zur digitalen Zugbeeinflussung mit ihren wichtigsten Vor- und Nachteilen.

Stromabschaltung

Funktionsweise:
Vor jedem Signal oder Halteabschnitt wird ein stromloser Gleisabschnitt angeordnet. Ohne Strom bleibt der Zug einfach stehen. Die Gleisabschnitte werden durch Schaltdecoder oder Weichendecoder mit nachgeschaltetem Relais umgeschaltet.

img/wiki_up/zugb1.jpg

Vorteile:
  • Einfache überschaubare Methode, vergleichbar dem Analogbetrieb.
Nachteile:
  • Nicht Vorbildgetreu: Züge halten abrupt an !
  • "Vergesslichkeit" und "Testmodus" mancher Lokdecoder verhindern Wiederanfahrt.
  • Fahrt in Gegenrichtung muss manuell "überbrückt" werden.
DCC Bremsgenerator

Funktionsweise:
Der Bremsabschnitt wird komplett umgeschaltet und über einen sogenannten Bremsgenerator ein besonderer DCC erzeugt, den alle Lokdecoder verstehen und dann einen mit der programmierten Brems- und Anfahrverzögerung einen Brems- oder Anfahrvorgang auslösen.

img/wiki_up/zugb2.jpg

Vorteile:
Nachteile:
  • Mischung zwischen normalen DCC- und Bremssignalen ist nicht zulässig.
  • Der Zug muss vollständig im Abschnitt sein, bevor umgeschaltet werden kann. In der Praxis 2. Abschnitt nötig.
  • Hoher Verdrahtungsaufwand.
  • Lokfunktionen sind nicht definiert und schalten meistens aus.
  • Erfordert gleiche Geschwindigkeiten.
  • Fahrt in Gegenrichtung muss manuell "überbrückt" werden.
Märklin Motorola Bremsbaustein

Funktionsweise:
Über drei besondere und abgetrennte Gleisabschnitte die Übergangs-, Brems- und Haltebereich genannt werden, erfolgt ein Brems- oder Anfahrvorgang mit der im Lokdecoder eingestellten Verzögerung.

img/wiki_up/zugb3.jpg

Vorteile:
Nachteile:
  • Hoher Verdrahtungsaufwand.
  • Sehr viele Trennstellen in den Gleisen.
  • Einheitliche Bremsverzögerung in allen Lokdecodern.
  • Nur für Märklin Motorola Gleisformat.
  • Nur bei Hochleistungsdecodern anwendbar.
  • Fahrt in Gegenrichtung muss manuell "überbrückt" werden.
SelectrixBremsdiode

Funktionsweise:
Beliebigen Block- oder Halteabschnitten können über ein Signal sogenannte Bremsdioden zugeschaltet werden. Jeder Lokdecoder erkennt sie und leitet einen Brems- oder Anfahrvorgang mit der im Lokdecoder programmierbaren Verzögerung ein.

img/wiki_up/zugb4.jpg

Vorteile:
  • Sehr einfach aufzubauende Technik.
  • Keine Zugidentifikation erforderlich, "Arbeit" findet im Lokdecoder statt.
  • Ist mit Belegtmeldebausteinen kombiniert.
  • Blocksicherung ohne irgendwelche Programmierung am Digitalsystem oder PC möglich.
Nachteile:
  • Tja ...
Lenz ABC

Funktionsweise:
Über zuschaltbare Dioden erkennt ein Lenz Lokdecoder der Goldserie, das ein Brems-, Anfahr- oder Langsamfahrvorgang ausgelöst werden soll.

img/wiki_up/zugb5.jpg

Vorteile:
  • Sehr einfach aufzubauende Technik.
  • Ist unabhängig von Gleislängen bei zweitem Abschnitt.
  • Keine Zugidentifikation erforderlich, "Arbeit" findet im Lokdecoder statt.
  • Richtungsabhängig.
  • Geschwindigkeitsabhängiger Bremsweg.
  • Unabhängig von PC und Software.
Nachteile:
  • erfordert spezielle Lokdecoder.
Uhlenbrock Lissy

Funktionsweise:
Über zusätzliche Infrarotsendebausteine in der Lok oder Uhlenbrock Lokdecoder identifizieren Empfangsbausteine mit Infrarotdioden die Lok an Hand der zurückgemeldeten Lokadresse. Per LocoNet werden sie an die Intellibox übertragen und dort pro Empfangsabschnitt und Lok individuell programmierbare Brems- und Anfahrvorgänge ausgelöst.

img/wiki_up/zugb6.jpg

Vorteile:
  • Ist unabhängig von Gleislängen.
  • Keine zusätzlichen Trennstellen (außer Belegtmeldung).
  • Richtungsabhängig bei weiteren Infrarot- Empfangsdioden.
  • Lokeinstellung (Programmierung) muss nicht verändert werden.
  • Unabhängig von PC und Software.
Nachteile:
  • Erfordert Zusatzplatine in der Lok oder spezielle Lokdecoder.
  • Viele Infrarot Empfängerdioden müssen zwischen den Gleisen "getarnt" eingebaut werden.
  • Sehr komplexe Programmierung über kleines Intellibox Display.
Railware Software

Funktionsweise:
Durch einfache, normale Rückmelder erfolgt Verfolgung der Züge. Pro Gleisabschnitt sind Bremswege in Zentimeter individuell einstellbar. Bei eingemessenen Loks erfolgt individuell errechneter Brems- oder Anfahrvorgang.

img/wiki_up/zugb7.jpg

Vorteile:
  • Jede Lok kann individuelle Geschwindigkeiten fahren.
  • Unterschiedliche Längen der Gleisabschnitte.
  • Unabhängig von der Position der Melder im Gleis.
  • Lokeinstellung (Programmierung) muss nicht verändert werden.
  • Auf Grund der Geschwindigkeitstabellen unabhängig von Fahrstufen.
  • Richtungsabgängig.
Nachteile:
  • Loks müssen per Software "eingemessen" werden.
  • PC und Software müssen betriebsbereit sein.
LGB, Zimo und andere

Der kleine Unterschied:
Andere Hersteller, andere Sitten. Wegen der zum Teil individuellen Produktphilosophie oder der mangelnden Zusammenarbeit mit freien Softwareentwicklern sollen hier nur generelle Unterschiede angeführt werden.
Vorteile:
  • Hard- und Software aus einer Hand. Sprich: von einem Hersteller.
Nachteile:
  • Mangelnde oder gar keine Kompatibilität mit anderen Herstellern.
  • Kaum Unterstützung durch moderne, leistungsfähige Software.

Wie zum Teil offensichtlich ist, gibt es zahlreiche zu beachtende Einschränkungen.

Welche Technik nutzen ?

Die Lösungen "Stromabschaltung", "DCC Bremsgenerator" und "Märklin Motorola Bremsbaustein" fallen sicher unter den Tisch. Sie sind nicht mehr zeitgemäß, technisch aufwendig und längst durch bessere Methoden ersetzt.

Wer mit einem Selectrix- basierten Digitalsystem arbeitet, braucht diese Frage nicht zu beantworten. Er wird selbstverständlich die dort angebotenen Lösungen basierend auf Bremsdioden verwirklichen, weil sie ausgereift, leicht aufzubauen und praxisorientiert sind. Wer sich noch nicht für ein Digitalsystem entschieden hat, sollte sich unbedingt über die Möglichkeiten dieses Systems informieren. Am praktikabelsten sind wohl die Komponenten von Rautenhaus.

Bei vielen Methoden wirkt die Zugbeeinflussung unabhängig von der gefahrenen Richtung. Entgegen den meist einfach gehaltenen Schaltbeispielen muss ein weiterer Verdrahtungsaufwand für die Überbrückung der Gegenrichtung erfolgen. Oder man muss bereits bei der Programmierung seiner Fahrstraßen auf die rechtzeitige (und ja auch vorbildgerechte) Rückstellung der Signale achten. Davon nicht betroffen sind Selectrix, Lenz ABC, Uhlenbrock Lissy und Railware Software.

Häufig müssen alle Bremsabschnitte gleich lang sein, weil die Züge an einheitlichen Punkten anhalten. Dazu ist dann auch die Anfahr- und Bremsverzögerung in den Lokdecodern gleich einzustellen. "Gleich" meint hier aber nicht den programmierbaren Zahlenwert oder die Stellung eines Potentiometers, sondern den Ausrollweg bei einer gegebenen Fahrstufe. Da diese je nach Motor, Getriebe Rädern der Loks sehr unterschiedlich ist, ist voraussichtlich viel Mühe und Zeit zu investieren.

Nicht davon betroffen sind Lenz ABC, Lissy und natürlich Railware. Alle drei Varianten erlauben sowohl eine richtungsabhängige Zugbeeinflussung als auch das Fahren mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Der Hardwareaufwand bei Lissy ist dabei wohl am höchsten, bei Lenz ABC am niedrigsten und bei Railware nicht weiter erwähnenswert.

Am elegantesten ist natürlich die Lösung mit Railware. Sie bietet ungleich mehr Möglichkeiten der Konfiguration und mehr Flexibilität, insbesondere ist sie nahezu unabhängig von der Auslöseposition der Melder auf der Anlage. Allerdings um den Preis, das der PC eingeschaltet und die Software betriebsbereit ist.

Andererseits haben die beiden Lösungen von Lenz und Uhlenbrock etwas sehr bestechendes: endlich einmal sind die Hersteller selbst in der Pflicht, Abhilfe für zum Teil widerspenstigen Lastregelungen oder die schlechten Fahreigenschaften von Motoren und -getrieben zu schaffen. Eine Menge technischer Anfragen dürften sich entweder bald lösen oder auf andere Telefonnummern verlagern. Es ist also durchaus in unserem Sinne, wenn Sie Lissy oder Lenz ABC einsetzen.

Zweifelsohne ist Lenz ABC am weitesten und der Modellbahnpraxis am nächsten: der Aufbau mit Bremsdioden ist einfach zu realisieren und der Aufwand hält sich in Grenzen. Es müssen "lediglich" die Lokdecoder der neuesten "Gold Serie" eingesetzt werden.

Den höchsten Aufwand erfordert das Lissy System. Schon bei wenigen Zügen ist der Programmieraufwand (CV Einstellungen) derart hoch und unüberschaubar, das man den Überblick verliert. Es eigent sich wohleher für kleine Schaukästen und Dioramen.

Hat man jedoch die Lok- Digitalisierung bereits abgeschlossen oder ist Dreileiter- Fahrer, dann wird sicher auch die Lissy Lösung von Uhlenbrock ins Auge zu fassen sein und der Aufwand für die vielen Infrarotdioden auf der Gleisseite ist zu akzeptieren.

Nur, wenn Sie nach einer herstellerübergreifenden und standardisierten Hardwarelösung suchen, dann sollten Sie noch ein wenig auf die Standardisierung der NMRA warten !

Für alle engagierten Modellbahner unter Ihnen gibt es hingegen nur eine einzige Lösung: nur eine Software wie Railware ermöglicht so schöne, vorbildgerechte und perfekte Brems-, Anfahr- und Langsamfahrvorgänge.

Was wird von Railware unterstützt ?

Selbstverständlich können Sie alle oben beschriebenen Varianten nutzen, allerdings immer nur eine zur Zeit. Aber ein "Mischmasch" würde ja nun gar keinen Sinn mehr ergeben ...

Einer der wichtigsten "Umschalter" ist dabei eine Option in den Profi Parametern von Railware: auf der Karteikarte "Zugsteuerung" befindet sich die Einstellung "Signalstellungen beachten". Ist sie eingeschaltet, dann kümmert sich die Railware Zugsteuerung um die Erzeugung der benötigten Lokbefehle an das Digitalsystem. Im ausgeschalteten Zustand wird davon ausgegangen, dass irgendeine Hardware existiert (eine der obigen Lösungen), die Züge abbremst oder anfährt. Bei der Installation wurde diese Option schon durch die Frage "Haben Sie zum Halten von Loks stromlose Abschnitte auf Ihrer Anlage ?" beantwortet.

Wieder einmal zeigt sich: Leser der Railware Dokumentationen und der Webseiten sind klar im Vorteil - Hacker müssen leider draußen bleiben !

Mehr Infos ...

Einen sehr guten und unfassenden Bericht gibt es im Eisenbahn-Kurier 5/2004: Berthold Langer beschreibt in "Schaltungs- Gedanken zu einem Gleisplan" sehr ausführlich die Vor- und Nachteile der einzelnen Lösungen.

Weitere Informationen zu den Hardwarelösungen finden Sie auf den Seiten der Hersteller Lenz und Uhlenbrock

Ergänzende Informationen zu Railware Funktionen finden Sie unter Intelligente Gleise, Zugverfolgung, Zugsteuerung und Zuglenkung

Zu dieser Seite haben beigesteuert: Rainer Hönel4267 Punkte  , Siegfried Leisen308 Punkte  und Dieter Hinz9567 Punkte  .
Page last modified on Donnerstag 04 Oktober, 2007 22:38CEST by Rainer Hönel4267 Punkte .
Der Inhalt dieser Seite unterliegt folgenden Lizenzbestimmungen: Copyright.

Suche

in: