Wie und warum alle Loks "eingemessen" sein müssen ...
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Tipp Loks einmessen

Hier geht es nicht nur um das Fahren mit angemessener Geschwindigkeit, sondern vor Allem auch um das zentimetergenaue Bremsen. Dazu ist für jede Lok eine Geschwindigkeitstabelle zu erstellen.

Die Geschwindigkeitstabelle wird für zwei Aufgaben verwendet:

  • Bei der Wahl einer neuen Geschwindigkeit wird die im Gleisbild hinterlegte Angabe (in km/h) genommen und mit Hilfe der Geschwindigkeitstabelle der Lok die benötigte Fahrstufe ermittelt. Dann wird auf diese Stufe beschleunigt oder abgebremst.
  • Bei einem Haltevorgang wird eine Bremswegberechnung durchgeführt. Hierfür wird aus der Geschwindigkeitstabelle eine Umrechnung auf die pro Sekunde zurückgelegte Fahrstrecke in cm vorgenommen. Daraus wird der an diesem Zuganzeiger hinterlegte Bremsweg errechnet.

Hinweis Hinweis:
Eine nicht ermittelte Geschwindigkeitstabelle fällt beim Fahren kaum auf, sondern macht sich in erster Linie durch falsche Bremswege bemerkbar!

Damit bei allen Fahrstufen die zurückgelegten Wegstrecken bekannt sind, ist die Erstellung einer Geschwindigkeitstabelle zwingend erforderlich. Man sagt, die Lok muss "eingemessen" werden.

Die Messstrecke:
Richten Sie sich eine Messstrecke ein, wie sie im Handbuch beschrieben ist. Sie sollte folgende Eigenschaften haben:

  • Zwei Rückmelder mit einem Abstand von 120 bis 200cm (bei H0).
  • An beiden Enden sollte ein Auslauf von 50 bis 100cm vorhanden sein.
  • Die Messstrecke sollte gut erreichbar und möglichst gerade sein.
  • Die Abstandsangabe bezieht sich auf das Befahren von einer Seite und auf den Einschaltpunkt der Rückmelder.
  • Zwischen dem ersten und zweiten Rückmelder sollte ein nicht überwachter Bereich von mindestens 2 Loklängen liegen.
  • Liegen die beiden Melder nahtlos hintereinander, sollte ein Abschnitt übersprungen und der 1. und 3. Abschnitt verwendet werden.
  • Prüfen sie den in den Systemoptionen eingestellten Modellmassstab. Er muss von Beginn an korrekt eingestellt sein und darf später nicht mehr verändert werden!
  • Verzichten Sie auf die NEM 661 Option. Dies erspart Ihnen gedankliches umrechnen. Die Option darf nach dem Einmessen nicht mehr verändert werden.
  • Legen Sie die Startposition der Loks der Messstrecke fest. Dies ist die Seite an der die Lok vor Beginn der Messungen zu stellen ist.
  • Bestimmen Sie den Abstand der Messkontakte ausgehend vom Einschalten des ersten Rückmelders auf der Startseite bis zum Beginn des zweiten Rückmelders am Ende der Messstrecke.
  • Tragen Sie die Adressen der Rückmelder und des Abstandes im Dialog "Messfahrten" ein.
  • Die Spannungsversorgung der Messstrecke soll die gleiche sein wie die der Anlage am gleichen Booster wo ein Anlagenteil angeschlossen ist.

img/wiki_up/Einmessen6.gif


Geschwindigkeitstabelle erstellen:

  • Lassen Sie Loks ohne Lastregelung kurz warmlaufen. Sie müssen unbedingt betriebswarm sein !
  • Stellen Sie die notwendigen Daten für eine Lok in der Lokverwaltung ein: Decoderadresse, Anzahl Fahrstufen, Decodertyp, Lastregelung und Massensimulation.
  • Prüfen Sie, ob die Einstellungen der Anzahl Fahrstufen im Lokdecoder, dem Digitalsystem und Railware identisch sind. Dies ist bei der Intellibox oder dem TwinCenter wichtig.
  • Ermitteln Sie die Höchstgeschwindigkeit einer Lok.
    • Orientieren Sie sich entweder an Angaben des Vorbildes oder an eine für Sie und der Anlage angenehme Höchstgeschwindigkeit. Dies ist die Vmax einer Lok.
  • Tragen Sie diese Vmax vor dem Einmessen in den Dialog ein.
  • Wenn die Lok einen Lokdecoder mit einstellbarer Höchstgeschwindigkeit besitzt (Poti oder programmierbar), dann achten Sie darauf, das die Vmax bei einer möglichst hohen Fahrstufe erreicht wird. Dazu machen Sie Grobmessungen über die Messstrecke.
    • Verändern Sie so lange die Höchstgeschwindigkeit im Lokdecoder und machen erneute Grobmessungen, bis die Vmax mit der höchstmöglichen Fahrstufe leicht überschritten wird. Bei einer Lok mit 14 Fahrstufen ist dies ab Stufe 12 der Fall und bei 28 Fahrstufen ab Stufe 22.

Warnung:
Nun dürfen Sie die Einstellungen im Lokdecoder nicht mehr verändern! Tun Sie es doch, stimmt die Geschwindigkeitstabelle nicht mehr und die Messfahrten müssen wiederholt werden.

Jetzt geht es los:
  1. Lok an den Startpunkt (vor dem ersten Rückmelder) setzen oder fahren. Ein kleines einfaches Fahrpult befindet sich am unteren Rand des Dialogs.
  2. Starten Sie die Messfahrt. Die Lok setzt sich in Bewegung und wird nach Ablauf einer Messung an den Startpunkt zurückgefahren. Insgesamt werden bis zu 12 immer schnellere Fahrten gemacht. Nach Überschreiten der Vmax wird der Vorgang abgebrochen.
  3. Nach Ende aller Messfahrten und Betätigen der Ok- Taste ist das Ergebnis in der Tabelle zu sehen.

Tipp:
Haftreifen verhindern manchmal den guten Kontakt zu den Schienen. Wenn die erste und/oder letzte Achse einer Lok mit Haftreifen bestückt ist, kann das zum vorzeitigen Abbruch der Messfahrten führen.
Dann sollte man einen Wagen vor bzw. hinter die Lok hängen, damit exakte Kontakte gegeben werden, bei RM per Strommessung Wagen natürlich mit Verbraucher.


Mit ein wenig Übung dauert das Einmessen einer Lok nicht mehr als 10 Minuten. Die meiste Zeit können Sie sich anderen Aufgaben widmen...

Beispiele für eine optimal eingemessene Lok:

img/wiki_up/Einmessen1.gif img/wiki_up/Einmessen2.gif


Die folgende Lok ist zwar eingemessen, wird aber nur einen Teil der möglichen Fahrstufen benutzen, da die gewünschte Höchstgeschwindigkeit recht früh erreicht wird.

img/wiki_up/Einmessen3.gif


Der Dialog für die Grobmessungen:

img/wiki_up/Einmessen4.gif


Dies ist die Karteikarte mit allen Funktionen zum Einmessen einer Lok:

img/wiki_up/Einmessen5.gif



Lokdecoder ohne Lastregelung sind eher ungeeignet. Sie lassen sich per Software nur schwer kontrollieren. Der Decoder gibt dem Motor lediglich eine (von der Fahrstufe abhängige) feste Teilspannung der zur Verfügung stehenden Gleisspannung. Ihr wirkliches Fahrverhalten hängt von folgenden Faktoren ab:
  • Wärme von Motor und Getriebe
  • Fahren in der Ebene, Steigung oder Gefälle
  • Anzahl der angehängten Wagen
  • Rollwiderstand der Wagen (Zug wird mit Verlassen einer Kurve schneller)
  • Licht an der Lok an oder aus.
  • Anzahl anderer Stromverbraucher (Züge) im gleichen Boosterkreis
  • Kabellängen zwischen Trafo, Booster, Gleis und Lok (bei zu dünnem Kabel)
  • Höhe der Netzspannung (Spannungsschwankungen z.B. durch: Tageszeit, Heizlüfter, Küchenherd)

Tipp:
Kommen Sie jetzt nicht auf die Idee, an diesen Auswirkungen herumzulaborieren oder vielleicht gar spannungsgeregelte Booster zu kaufen. Das ist Unsinn, weil neue lastgeregelte Decoder weniger kosten als alle Zeit, Mühe und finanzielle Investionen in andere Lösungen!


Massensimulation ist einfacher. Am einfachsten überlässt man das Beschleunigen und Bremsen einer Lok Railware. Dazu ist die Einstellung "Massensimulation" zu aktivieren. Erst nach langer Betriebserfahrung sollte man davon abweichen.

Ermitteln der Bresmwegkorrektur bei Massensimulation wichtig
Auch der Bremsweg (hier ist nicht der angegebene Weg im Zuganzeiger gemeint, sondern der tatsächliche Weg der Lok) muss ermittelt werden. Meist fahren die Loks wesentlich weiter, als durch den Bremsweg unter Berücksichtigung der Geschwindigkeitstabelle vorgegeben und durch Railware dann berechnet. Grund hierfür sind Schwungmassen-, Motor- und Getriebeverhalten sowie Masse des Zuges. Damit der Bremsweg der Lok stimmt, muss die Bremswegkorrektur (Lokdatenbank - Karte Bremsen) auf in der Regel einen positiven Wert eingestellt werden. Die Werte der Bremswegkorrektur liegen in der RW Version 5 zwischen 0 und 20 %, sind also wesentlich kleiner als in der RW Version 4.

img/wiki_up/cri_tiplokeinmessen_bild1.jpg


Bei der Ermittlung des Korrekturwertes sollte die Geschwindigkeit beim Bremsen gefahren werden, die üblicherweise auf der Anlage gilt. Eine Schwungmasse wirkt sich bei 100 km/h höher aus als bei 30 km/h. Sollten Loks zu weit fahren, fangen Sie nicht an, Bremswege zu verändern. Diese Veränderung gilt dann für alle Züge. Das wollen Sie gar nicht. Ändern Sie nur den Wert für die einzelne Lok.

Wie ermitteln Sie nun praktisch diesen Wert:

Sperren Sie ein Signal auf Ihrer Anlage. Fahren Sie den Zug mindestens zwei Zuganzeiger zurück, so dass der Zug bis zum Bremszuganzeiger seine volle Geschwindigkeit hat, die Sie üblicherweise nutzen wollen. Messen Sie die Wegstrecke des Bremsweges aus und markieren Sie den Endpunkt. Nun fahren Sie den Zug (in diesem Fall ohne Waggons) ab. Fährt er zu weit, den Bresmwegkorrekturwert in Richtung positiv erhöhen. Fährt er zu kurz umgekehrt.

Jetzt können Sie die Lok vor jeden Zug hängen. Sollten Sie viele Waggons nutzen wollen bzw. haben Sie viele Stromaufnahmen im Zug, bitte mit dem Zug nochmals den Wert kontrollieren, da die Lok ggf. plötzlich zu kurz fahren könnte.

Bitte beachten Sie, das Geschwindigkeitskurve und Bremskorrekturwert sich verändern können, weil sich in der Lok in der Lebensleistung etwas verändert. Mit dem bloßen Auge muss man nicht erkennen, dass eine Lok in bestimmten Fahrstufen plötzlich Ausreißer in der Kurve hat. Daher bitte regelmäßig die Geschwindigkeitskurve und den Korrekturwert zum Bremsen kontrollieren, gerade wenn Sie der Meinung sind, etwas stimmt nicht mehr. Achten Sie auch darauf, dass manchmal der Fehler nur in einer Richtung auftritt. Murphys-Gesetz: Natürlich in der Gegenrichtung, wie Sie üblicherweise einmessen.

Vermeiden Sie unpassende Wertekombinationen. Eine Geschwindigkeit von 100 km/h und ein Bremsweg kleiner als 1 Meter sind für eine H0 Lok einfach Unsinn. Die Lok wird abhängig vom Rollverhalten und der Reaktionszeit des Digitalsystems meist zu weit rollen. Wenn Sie in dieser Situation dann die Bremswegkorrektur anpassen würden, geht gar nichts mehr: denn nun werden alle brauchbaren normalen und längeren Bremswege zu kurz gefahren.

Untere Fahrstufen werden nicht gemessen. Dies hat Auswirkungen beim punktgenauen Anhalten von Zügen bei niedrigen Geschwindigkeiten. Diese unteren Fahrstufen werden aus der ersten Messfahrt (Fahrstufe 4 bzw. 8) errechnet, da die Lok sonst sehr lange über die Messstrecke kriechen würde und viel Zeit kosten würde. Ausserdem bestünde die Gefahr des Stehenbleibens, was einen Neustart der Messungen erforderlich machen würde.
Perfektionisten prüfen vor dem Einmessen, ob sich eine Lok bei den Fahrstufen 1 oder 2 überhaupt bewegt und stellen den Lokdecoder auf eine möglichst niedrige Anfahrspannung. Alternativ kann man auch die ersten 1 bis 3 Reiter der Geschwindigkeitstabelle manuell nach unten korrigieren, falls sich die Lok bei diesen Stufen noch nicht bewegt.

Alle Loks einmessen! Messen Sie bitte auch Loks gleichen Typs, Baureihe und Hersteller immer einzeln ein! Trotz gleicher Bauart und Lokdecoder fährt jede Lok unterschiedlich. Vergessen Sie bitte nie: eine Modellbahnlokomotive und ihre Elektronik sind ein technisches Spielzeug und besitzen nicht die Präzision professioneller Technik.

Zu dieser Seite haben beigesteuert: Christian Rittweger13594 Punkte  , Dieter Hinz9571 Punkte  , Rainer Hönel4267 Punkte  und Jörg Wreh49 Punkte  .
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