Digitaltaugliche Gleise
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Tipp Digitaltaugliche Gleise

Ist Ihr verwendetes Gleismaterial digitaltauglich ?

Vielleicht mögen Sie diese Frage zunächst für einen verspäteten Aprilscherz halten. Aber sie stellt sich wirklich und bezieht sich auf Weichen, Dreiwegweichen und Doppelkreuzungsweichen von Zweileitergleisen. Alle Profis wissen es, manch ein Hersteller von Gleismaterial der auch Digitalkomponenten im Programm hat, weiß es vermutlich auch; nur die Modellbahner müssen es mal wieder durch "Versuch und Fehler" herausfinden. Darum dieser Tipp !

Die Dreileiterfahrer (Märklin Gleise) sind diesmal fein heraus. Ihr Gleismaterial ist uneingeschränkt für den Digitalbetrieb geeignet. Alle Anderen müssen selbst herausfinden, ob sie betroffen sind.

Worum es geht

Zur guten alten analogen Zeit arbeitete man meist mit sogenannten Z-Schaltungen? (Z wie Zuordnung). Fahrpulte wurden über Schalter oder Relais auf gerade befahrene Gleisabschnitte geschaltet. Der eine oder andere Hersteller bot "intelligente Stopweichen" an. Deren Intelligenz bezog sich auf eine Zuschaltung des Fahrstromes in den gerade eingestellten Gleiszweig. Mit dem Entfernen von kleinen Drahtbrücken konnte man diese Funktion aktivieren.

Doch bei den heute üblichen digitalbetriebene Anlagen gibt es einen kleinen aber wichtigen Unterschied: Bei Digitalbetrieb stehen alle Gleisabschnitte gleichzeitig unter Spannung.

Viele Stopweichen (besonders Spur bei N) haben die Umschaltung der Herzstückpolarität mit kleinen Kontakten fest unterhalb der Weiche eingebaut. Zudem ist bei einigen der Herzstück leitend mit den Weichenzungen verbunden. Beim Umschalten der Weiche wird gleichzeitig das Herzstück umgepolt. Dies muss aber in einer ganz bestimmten Reihenfolge geschehen:

  1. Abschalten der Herzstückspannung
  2. Weichenzunge liegt nicht mehr am Gleis an
  3. Umpolen der Herzstückspannung
  4. Weichenzunge liegt am Gleis an
  5. Einschalten der Herzstückspannung

Geschieht dies nicht in dieser beschriebenen Reihenfolge, dann kann es bei der Umschaltung einer Weiche zu sehr kleinen Kurzschlüssen kommen, da ja an allen Gleisen Digitalspannung anliegt. Dann kann es zu Fehlauslösungen von Belegtmeldern oder anderen Störungen kommen. Erkennen kann man derartige Kurzschlüsse, wenn man das Licht ausschaltet und dann mehrfach die Weichen betätigt. dann lassen sich an den Weichenzungen kleine Funken beobachten.

img/wiki_up/stopweiche1.jpg

Beispiel für eine ungeeignete Weiche


Die Weiche in der obigen Darstellung besitzt keine Trennung von Herzstück und Weichenzungen. Sie arbeitete nur 6 Monate fehlerfrei.

img/wiki_up/stopweiche2.jpg

Umschaltkontakt ist fest eingebaut


Öffnet man eine derartige Weiche (gehen Sie nicht davon aus, das sie sie wieder zusammenbauen können), dann wird die Ursache offensichtlich: die Kontakte sind zu klein und deren Schaltweg ist viel zu kurz für die erforderliche Präzision!

img/wiki_up/3wegweiche.jpg

Ein weiteres Beispiel


Da auch an den Kontakten Kurzschlussfunken entstehen, wird sich das Verhalten der Weiche mit der Zeit ändern. In der Praxis ist es möglich, das sich die Kontakte "frei brennen" und dann keine Störungen mehr verursachen oder, und das ist häufiger, die Kurzschlüsse erst nach längerer Betriebszeit (manchmal erst nach Jahren) auftreten.

Derartige Weichen sind NICHT für digitalbetriebene Modellbahnanlagen geeignet !!!

Bin ich betroffen ?

Wir sind leider keine Gleissystemspezialisten, aber es gibt zwei einfache, herstellerunabhängige, Tests:

Sind Ihre Weichen sogenannte "Stopweichen", dann führen Sie bei Dunkelheit mehrere Umschaltvorgänge bei den Weichen durch und beobachten, ob an den Weichenzungen kleine Funken zu sehen sind.

Beobachten Sie das Gleisbild, während Sie einige Weichen mehrfach umschalten. Es darf unter gar keinen Umständen zu einem Flackern irgendwelcher Belegtmelder kommen !


Was kann man tun ?

Die Antwort ist ganz einfach: das Herzstück darf keine leitende Verbindung mit den Weichenzungen haben. Die Weichenzungen müssen dann beide gesondert mit der richtigen Spannungspolarität (die des jeweiligen Aussengleises) versorgt werden.

Wenn das bei Ihrem Weichenmaterial nicht vorgesehen ist, kann man die Weichen natürlich vor dem Einbau entsprechend herrichten und die nötigen Gleistrennungen einsägen und evtl. zusätzliche Kabel anlöten.

Bei vielen Weichenantrieben und ganz besonders bei den beliebten Fulgurex- Motorantrieben gibt es zusätzliche Kontakte für die Herzstückumschaltung. Aber Achtung: Sie müssen mit zwei Umschaltkontakten arbeiten, von denen Sie immer nur eine Hälfte verwenden. Dadurch wird das Herzstück (mit oder ohne Weichenzungen) während des Umschaltens spannungslos.

img/wiki_up/herzpol.jpg

Prinzip: Zwei Umschaltkontakte für das Herzstück


Gott sei Dank gibt es auch viele Weichen (z.B. Roco Line), die von Haus aus mit einem von den Weichenzungen isolierten Herzstück ausgestattet sind. Diese sind uneingeschränkt für Digitalanlagen tauglich.

Bitte Nachsicht mit den Herstellern

Trotzdem sollten Sie jetzt nicht zum Telefonhörer greifen und sich beim Hersteller beschweren. Bedenken Sie bitte, das die Entwicklung eines Gleissystems sehr viel Geld kostet. Manche Gleissysteme sind schon vor langer Zeit konstruiert worden - Digitaltechnik kannte man da noch nicht ....


Zu dieser Seite haben beigesteuert: Dieter Hinz10003 Punkte  , admin und Railware Team5973 Punkte  .
Page last modified on Dienstag 02 August, 2005 13:15CEST by Dieter Hinz10003 Punkte .
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