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Grundlagen: Gesamtstromversorgung

Dies ist ein extrem vernachlässigtes Thema. Obwohl die Modellbahnhersteller entsprechende Unterlagen oder Broschüren zur Verfügung stellen wird hier schwer gesündigt. Oft werden die Gebrauchsanleitungen unbeachtet zur Seite gelegt. Informationsmaterial wird erst gar nicht gekauft. Wie ich finde – ein verhängnisvoller Fehler.

Bevor Sie eine neue Anlage bauen, machen Sie sicher einen Plan. Sie wissen wie viele Loks, beleuchtete Wagen, Signale, Weichen später mal auf Ihrer Anlage eingesetzt werden sollen. Mit diesem Wissen können Sie den Bedarf auf Ihrer Anlage „berechnen“.

Aus dem Hause Märklin gibt es mit der Broschüre Nr. 0715 „Steuern Schalten Fahren – Ratgeber Elektrik“ ein sehr empfehlenswertes und damit ganz hervorragendes Hilfsmittel. Bereits auf Seite 4 finden Sie eine Auflistung, die Ihnen verdeutlich, wie wichtig und einfach die Planung zu diesem häufig sträflich vernachlässigten Punkt eigentlich ist.

Lassen Sie uns zusammen das dort dargestellte Beispiel (Märklin) einmal näher betrachten:

4 Lokomotiven á 7 – 10 VA ( 28 – 40 VA) 40 VA
6 beleuchtete Wagen á 2 Lämpchen 18 VA
1 Rauchgenerator 5 VA
2 Weichen 16 VA
6 Weichenlaternen 6 VA

Gesamtverbrauch, elektrische Leistung ca 85 VA : 15 V
= 5,7 Ampere

(Dazu empfehle ich, plus 30% Reserve 5,7 x 130
= 7,4 A x 15 V = 111 VA)

Weggelassen wurden in dieser Aufstellung noch die Signale, sowie sonstige Stromverbraucher, z.B. Ausrüstungsteile wie beleuchtete Häuser usw. letztere haben mit dem eigentlichen Fahrbetrieb auch nichts zu tun. Sie sollten eine eigene Stromversorgung, einen eigenen Trafo haben.

Generell muss ich zu dieser obigen Aufstellung noch etwas anführen. Heute sollte man statt Glühbirnen nur noch LED’s für die Wagenbeleuchtung verwenden, um kostbaren Digitalstrom einzusparen. Auch bei den Weichen muss man berücksichtigen, dass diese nur kurze Schaltimpulse benötigen und nur nacheinander betätigt werden. Daher hier an dieser Stelle bei der Berechnung nicht „übers Ziel hinaus schießen“. Außerdem gehören auch die Weichen in einen Extra Stromkreis.

Hier, genau an dieser Stelle muss ich ein Problem des Märklin Digitalsystems ansprechen. Die Verwendung des digitalen Fahrstroms hat sich nicht wirklich bewährt. Allzu oft sinkt in diesem System bei gleichzeitigem Fahrbetrieb die effektive Spannung des Schaltimpulses unter einen Wert ab, der die sichere Schaltung von Weichen nicht mehr gewährleistet. Halb- oder Garnicht- Schaltungen sind die fatale Folge. Die noch schlimmeren Probleme können durch die dabei möglicherweise „verkokelnden“ Endlagenschalter in den Weichenantrieben entstehen.

Diesem schlimmen Teufelskreis können Sie nur dadurch entgehen, indem Sie Weichenschaltdecoder einsetzen, die mit einer extra Stromversorgung ausgestattet sind. Dies sind z.B. die Littfinski Decoder S-DEC-4-MM-G. Dabei appelliere ich eindringlich an Sie, verwenden Sie für diesen Extra Stromkreis keinen „mickrigen“ Versorgungstrafo. Ein leistungsstabiler Transformator von Titan mit einer Leistung von mindestens 52 VA und einer Spannung von 16 Volt ist dabei erste Wahl.

Bei dem obigen Beispiel handelt es sich, darin sind Sie sicher mit mir einig, um eine relativ kleine Eisenbahnanlage, die allerdings schon einen Verbrauch von 85 VA (Watt) hat. Um einen wirklich störungsfreien Analog-Betrieb? sicherzustellen müssen Sie dieser Anlage eine Leistung von mindestens 85 VA + Reserve zur Verfügung stellen. Im Digitalbetrieb muss dies ganz zwingend berücksichtigt werden.

Bei dieser Gelegenheit noch ein wichtiger Hinweis. Loks mit Faulhaber oder ähnlichen modernen Motoren, wie sie im 2-Leiterbereich üblich sind, haben eine teilweise deutlich geringere Stromaufnahme, wie zuvor beschrieben. Bitte messen Sie Ihre ggf. Loks selbst aus, und erstellen Sie für sich eine eigene Liste nach Ihren realen Verhältnissen. Vergessen Sie dabei aber bitte die Wagenbeleuchtung nicht.

Um bei dem obigen Beispiel zu bleiben; die Intellibox braucht einen Trafo mit 75 oder 80 VA. Dann schickt die Intellibox ca. 3,0 A Fahrstrom auf ihren Gleisabschnitt. Dazu ein Power3-Booster? von Uhlenbrock, der mit einem 64 VA Trafo versorgt werden muss. Auch er gibt dann ca. 3 A Fahrstrom auf seinen Gleisabschnitt. Mit dieser Kombination lässt sich die weiter oben als Beispiel dargestellte Anlage – allerdings ohne nennenswerte Reserve steuern. Nimmt man durch geeignete Schaltdecoder z.B. Littfinski aus dieser Rechnung heraus, dann ergeben sich genügend Reserven. Hinzu kommt, dass dann auch keine Lok-Lichter? mehr zucken bei dem Schalten von Weichen. Übrigens ich verwende ausschließlich Titan Trafos wegen ihrer überragenden Fähigkeiten.

Gestatten Sie mir an der Stelle einen Hinweis; die Booster von Tams, Littfinski usw. haben eine Funktionseinschränkung. Sie sind nicht für Selectrix Fahrstrom ausgelegt. Und sie geben statt 3,0A nur 2,5A ab das Gleis weiter. Dazu benötigen sie einen Trafo von min. 52VA. Tams bietet für Märklin Anlagen den Booster B-2 an, der auch 3A Leistung bringt mit stabilisierter Spannung!

Beachten Sie bitte bei der Gestaltung von Strom- bzw. Booserkreisen, dass die angebotenen Booster verschiedener Hersteller unterschiedlich aufgebaut sind. Daher rühren häufig Unverträglichkeiten bis hin zum Abrauchen. Daher gilt: bitte nicht mischen nach dem Motto: „aus jedem Dorf ein Hund“ sondern unbedingt „sortenrein“ vorgehen. Alle Booster vom gleichen Typ – vom gleichen Hersteller. Alle Versorgungstrafos für die Booster vom gleichen Typ – vom gleichen Hersteller. Es kann sonst zu großen Problemen kommen.

Wird die Anlage aus obigen Rechenbeispiel als Digitalanlage geplant, müssen Sie eine entsprechende Anzahl an Boosterkreisen auf der Anlage einbauen.

Das bedeutet mit Märklin Komponenten 1x Trafo Nr. 6002 + 1x Zentrale 6021 / 1x Trafo Nr. 6002 + 1x Booster 6017.

Mit Uhlenbrock Komponenten bedeutet das 1x Titan Trafo Nr. 217 (80 VA) oder Nr. 218 (100 VA) + 1 x Intellibox / 1 x Titan Trafo Nr. 208 (64VA) + 1 x Booster Power 3

Sie sehen an diesem Beispiel wie ungeheuer wichtig gerade die Beachtung dieses im Grunde banalen Details ist. Beachten Sie es nicht, wird Ihnen Ihre Modellbahnanlage wegen häufiger unerklärlicher Betriebsstörungen keine rechte Freude machen. Sie kann es einfach nicht, weil die Anlage möglicherweise partiell und permanent an Strom- bzw Spannungsmangel „verhungert“.




Meist sind es ja gar nicht die Signale oder die Weichenantriebe die kaputt sind - es ist der fehlende Strom - die fehlende Spannung die den Antrieb „kraftlos“ werden lässt. Aber das sind ja noch die harmlosesten Symptome die auftreten können. Allerdings, die Folgen von halb oder nicht geschalteten Weichen, das brauche ich Ihnen nicht zu erklären!

Aufteilen der Stromversorgung
Dies ist ein Punkt bei der Planung der genauer Überlegungen und Berechnungen bedarf. Legen Sie dabei evtl. das Beispiel aus dem vorigen Kapitel zu Grunde. Gleichen Sie es ab mit den tatsächlichen Verhältnissen auf Ihrer Anlage. Je nach Boostertyp sollte der theoretische Stromverbrauch 2,5 bzw. 3,0 A nicht ganz erreichen. 10 bis 20% Reserve sind an dieser Stelle ein guter Wert.

Unbedingt Zeit lassen und sorgfältig vorgehen, dann macht die Anlage später auch wirklich Freude! Der mögliche Zugverkehr in einem Boosterkreis bildet die mögliche Grundlage. Dieser darf die Boosterleistung allenfalls nur knapp erreichen. Denken Sie auch daran, dass z.B. in Gleiswendeln beim bergauf fahren, die Stromaufnahme eines Zuges deutlich erhöht ist.

Zu dieser Seite haben beigesteuert: Peter Plappert1617 Punkte  , Railware Team5973 Punkte  , admin und Andrea Hinz15080 Punkte  .
Page last modified on Mittwoch 24 Februar, 2010 10:17CET by Peter Plappert1617 Punkte .
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