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Grundlagen: Der Weg zum Ziel ...

Wie das im Leben immer so ist, ist zunächst mal ein Wunsch da. In unserem Falle ist es der Wunsch nach einer Modellbahn. Wie die aussehen soll, was für ein System, was für eine Spurweite und wie groß die wird, das entscheidet jeder für sich alleine. Danach reift der Wunsch weiter. Vor dem geistigen Auge beginnt bereits alles Gestalt anzunehmen...

Bestandsaufnahme
Nun ja, es wird schon so sein, dass viele von uns nicht mehr so ganz zu den „taufrischen“ Generationen zählen. Möglicherweise ist da ja noch etwas von Märklin* / Trix / Fleischmann oder Anderen auf dem Speicher oder im Keller...

Bei den jüngeren unter uns könnte es ja sein, dass der Vater oder der Großvater das Ein- oder Andere herausgerückt hat. Oder dass das Schnäppchen von ebay nun plötzlich vor einem steht.
In beiden Fällen ist damit der Beginn des langen Weges zur eigenen Anlage vorgeprägt.

Ausgangssituation
Jeder hat andere Vorstellungen. Jeder hat andere Platzverhältnisse. Jeder sieht sein Hobby in einem anderen Licht. Damit wird der Wunsch den wir in uns tragen so vielfältig wie bei kaum einen anderen Hobby. Letztendlich plant jeder seine “Traumanlage”.

Aus der Vielfalt ergibt sich natürlich die Unmöglichkeit feststehende Regeln und Vorgaben zu entwickeln. Es ist ja gerade die unbegrenzte Vielfalt, die unser Hobby so faszinierend macht. Trotzdem gibt es Schwerpunkte / Berührungspunkte, die sich zumindest sehr ähnlich sind.

In den 50er und 60er Jahren war es ja relativ leicht eine Modellbahn in analoger Schaltungstechnik aufzubauen. Man richtete sich genau nach den Schaltplänen, dann funktionierte es letztendlich auch. Hinzu kommt, dass damals die Anlagen alle überschaubarer waren.

Nun kam mit der Einführung der Digitaltechnik Anfang der 80er Jahre im Modellbahnbereich eine neue Technik auf unsere Anlagen, die uns viel mehr Möglichkeiten eröffnete, die aber auch nicht gerade einfach zu durchschauen ist. Gut, auch früher gab es technische Änderungen. Die Digitaltechnik ist so komplex, dass es eigentlich erforderlich wäre qualifizierte Fachbücher zu haben. Diese gibt es nur scheinbar. Denn fast keine der Publikationen sind von „praktizierenden Modellbahnern“ geschrieben. Im schlimmsten Falle sind sie von Elektroingenieuren geschrieben – nicht missverstehen – sie sind fachlich völlig korrekt. Nur für viele Modellbahner ist diese Fachliteratur schlicht „Fachchinesisch“ und damit mehr oder weniger unverständlich.

Was die Digitaltechnik betrifft, bescheinige ich allen mir bekannten Firmen - Dokumentationen ein “mangelhaft” bis “ungenügend” (Manchmal liegt es natürlich auch am jeweiligen System). Viele behandeln lediglich Teilbereiche bzw. das eigene System / Programm - sonst nichts weiter! Ein fundiertes Grundwerk habe ich bis heute nicht gefunden. Auch die Fachpresse beschränkt sich weitgehend aufs Auflisten, leider nicht wirklich aufs Testen. Man muss sich alle Informationen mühsam selbst zusammensuchen, oder auch teuer zusammenkaufen, um irgendwann so etwas wie einen Überblick zu bekommen.

Diese Druckwerke sind nach meiner Meinung allesamt eine wirksame Möglichkeit, den Absatz dieser neuen Technik mehr zu behindern als zu fördern. Das kann aber eigentlich nicht das Ziel der Industrie sein. Einzig die Dokumentation über das Selectrix- System (Band 1 und 2) von Günther Peter verdient aus meiner Sicht ein “sehr gut”.

Wie ich aus eigener Erfahrung weiß ist auch die inzwischen recht umfangreiche Dokumentation zu RAILWARE immer noch zu knapp gefasst. Gerade Einsteiger tun sich manchmal sehr schwer den problemlosen Einstieg zu schaffen. Generell ist der Einstieg in dieses komplexe Thema nicht leicht. Intensives Einarbeiten mit viel Lesen und noch mehr probieren und Testen hilft letztendlich dann doch diese Hürde zu nehmen.

Hier gleich ein wichtiger Hinweis: besonders Anfänger machen immer wieder die gleichen Fehler – sie verstellen in RAILWARE viel zu viele Parameter – ohne sich im Einzelfall klar zu sein, was dies im Programm bewirkt. Die Folgen sind Probleme, die eigentlich nicht sein müssten. Hier ist absolute Zurückhaltung angesagt.

Definition
Zunächst muss geklärt werden - was ist in unserem Verständnis eine Modellbahnanlage? Nachfolgend eine einfache Definition aus meiner persönlichen Sicht.

Die Anlage sollte sich grundsätzlich von einer Spielbahn aus der Startpackung, auch wenn Gleiszusatzpakete gekauft wurden, wesentlich unterscheiden. Dabei denke ich an eine gewisse Größe, und eine gewisse Komplexität. Für H0 bedeutet dies für mich, ab 5 bis 6m² und/oder mehr als 15 Weichen, mit geplanter Landschaftsgestaltung oder mehreren Ebenen – da fängt es unter Umständen schon richtig an! Natürlich spielt auch die Ausgestaltung der Anlagen – Elektrik bzw. Elektronik zu diesem Punkt eine große Rolle.

Am Anfang steht nur eine Frage – was will ich?
Dies ist nach meiner Überzeugung die Grundvoraussetzung für einen späteren Erfolg! Ich muss ganz grob wissen, was ich eigentlich will. Das heißt ich muss “meinem Werk” von vornherein einen aussagefähigen Arbeitstitel geben, wie z.B. „Schwarzwald-bahn”, „Zugspitzbahn”, „Rheintalbahn“, „Bahnbetriebswerk Darmstadt”, ”Albtalbahn”, oder auch “Phantasiebahn” - hier gibt es nahezu überhaupt keine Grenzen.

Nach diesen eigenen Vorgaben und Ideen laufen dann die Planungen und letztendlich der gesamte Aufbau ab.
Man muss sich peinlich davor hüten, ständig alles wieder “über den Haufen” zu werfen. Und nicht nach jedem Fernsehfilm, nach jedem Ausstellungsbesuch, nach jedem Gespräch mit einem Gleichgesinnten eine “Kehrtwendung” des geplanten Zieles zu vollziehen. Ab einem gewissen Zeitpunkt muss man sich und seinen Vorstellungen ganz konsequent treu bleiben, sonst verwässert man sein eigenes Ziel, das damit natürlich auch in möglicherweise unerreichbare Ferne rückt!


Übersichtplan des Anlagenteils "Herbede" vom Modellbauteam Burscheid


Dann folgt – absolut unverzichtbar – die Planung!
Das ist so ein Punkt, den die „Drauflosbauer“ absolut nicht einsehen wollen. Früher ging’s doch auch ohne Planung, heißt es dann oft.
Richtig – sage ich dann immer. Für 2, 3 oder auch 4qm Anlagen auf der ein paar Metallgleise zusammengesteckt waren, die in Analoger Schaltungstechnik verdrahtet wurden, war das Planen auch nicht unbedingt nötig.

Die heutigen anspruchsvollen Gleissysteme, und die heute ins Auge gefassten Anlagengrößen erfordern einfach eine exakte Planung. Hinzu kommt, dass die Ausgestaltung der Anlagen mit digitaler Schaltungstechnik eine sehr komplexe Aufgabe ist. Vergleichbar mit einer Systemsteuerung in der Industrie. Ohne Detailplanung und ohne Dokumentation halte ich das ab einer gewissen Größe für nicht machbar.

Die Planung muss fertig sein – bevor die erste Schiene auf die „Platte“ kommt!

Natürlich kann man Planungen im nachhinein noch ändern, dann aber bitte konsequent. Dazu zähle ich geänderte Pläne „auch auf dem Papier”. Änderungen sollten auf alle Fälle schriftlich dokumentiert werden!

Die Planung wird spätestens in der 2. Phase des Anlagenbaues völlig unverzichtbar.

Dann nämlich, wenn die Verdrahtung und vor allem das Digitalsystem organisiert und dokumentiert werden muss. Boosterkreise, Rückmeldeabschnitte, Rückmeldedecoder-Bereiche, Schaltdecoder-Bereiche, all dies muss für spätere “Eventualitäten” ständig greif- und verfügbar sein.

Es gibt demnach überhaupt keinen Grund, nicht gleich von Anfang an „Nägel mit Köpfen“ zu machen!

Zeit lassen – viel Zeit!
Für die vorgenannten Punkte muss man sich wirklich viel Zeit nehmen! Ein bekannter Politiker hat kürzlich im Fernsehen gesagt, dass er sich für die Planung seiner Modellbahnanlage 5 Jahre Zeit nimmt. Das sehe ich als etwas übertrieben an. Allerdings beschreibt es deutlich, dass dies eigentlich nicht sehr kurzfristig machbar ist.

Zu dieser Seite haben beigesteuert: Peter Plappert1617 Punkte  , admin und Andrea Hinz15080 Punkte  .
Page last modified on Mittwoch 04 November, 2009 23:59CET by Peter Plappert1617 Punkte .
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