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Bericht 127

Vor ein paar Wochen war ich zu einem mehrtägigen Workshop bei den N-Modellbahnclub in Aachen. Bei solchen Veranstaltungen geht es nicht nur im die Möglichkeiten in Railware, sondern auch um Einschränkungen und besondere anlagentechnische Gegebenheiten. In diesem Fall stand insbesondere eine sanfte Migration von Analog zu Digital im Vordergrund. Während diese Frage bei einem privaten Modellbahner kaum noch gestellt wird, die Digitalumrüstung oder -neubau werden einfach gemacht, spielen diese bei Vereinen immer noch eine gewisse Rolle. Nicht nur, dass es gelegentlich Skeptiker oder Technikverweigerer gibt. Aber man darf nicht außer acht lassen, dass sich hier alle Mitglieder einig sein müssen oder der Verein mehrere Anlagen (analog und digital) besitzen muss, damit alle weiter mitspielen können. Auch die Kosten für eine Umrüstung sind bei Vereinen nicht zu vernachlässigen. Oft sind die Anlagen groß und damit auch Kosten und Aufwand.

In Aachen hat jedes Clubmitlied seine eigene N-Anlage zu Hause. Im Vereinsheim steht noch die gemeinsam betreute Clubanlage. Ein kleines aber aktives Team arbeitet hier eng zusammen. An den Workshoptagen konnten allerdings nur 4 Personen kommen.



Dabei standen eher die Möglichkeiten der Zugverfolgung und der Fahrstraßensteuerung im Vordergrund. Die Fahrstraßen sollen manuell durch Start-Ziel Taster bedient werden. Eventuell auch fernbedient durch einen Stelltisch. Es soll weiterhin analog mit Handreglern gefahren werden. Eine speziell für die analoge Fahrweise geeignete Belegtmeldung der Gleisabschnitte ist bereits vorhanden und wurde auch schon mit s88- Rückmeldebausteinen erweitert. Auch eine ergänzende Bedienung mit weiteren PCs wurde besprochen.

Aber kann man auch einen Teil der Zugfahrten mit analogen Loks automatisieren und selbsttätig mit Railware steuern? Schließlich gibt es ja einen Hersteller mit einer speziellen Steuerung; allerdings ist sie relativ teuer und aufwändig.

Schnipp...

Ganz unabhängig vom meinem Besuch nutze ich hier gerade mal die Gelegenheit zu ein paar grundsätzlichen Betrachtungen zum Analogbetrieb.

Ja, das geht tatsächlich auch mit einem PC; wenn auch mit zahlreichen Einschränkungen in der optischen Wirkung der Zugfahrten und bei den virtuellen in Zentimeter errechneten Brems-, Beschleunigungs- und Funktionsauslösungen. Es muss dabei mit sogenannten "stationären Lokdecodern" gearbeitet werden.


Prinzipieller Aufbau beim fahren von analogen Loks



Signale mit Digitaldecoder schalten zu Sicherheit stromlose Abschnitte


Entwickelt wurde diese Funktionsgruppe in Railware bereits 2001. Aber wegen ihrer zahlreichen Nachteile wurde sie nie offiziell freigeben. So groß wie vordergründig die Vorteile zu sein scheinen - keine Umrüstung von Loks nötig - so groß sind auch deren Nachteile. Ein vermeintlich sanfter Schritt in eine moderne Steuerungszukunft erweist sich sehr schnell als eine Sackgasse ohne Ausweg.

Doch wo liegen denn eigentlich die Nachteile?
Zunächst einmal wird man niemals die Fahrqualität erreichen, die mit einem echten Digitalbetrieb möglich sind. Jede Lok hat durch den Motor, das Getriebe und die Antriebsräder unterschiedliche Fahreigenschaften, an die der Lokdecoder angepasst wird. Dies betrifft diverse Einstellungen im Decoder, die nun nicht mehr möglich sein, weil ja permanent die Lokdecoder und deren Zugehörigkeiten zu Lokmotoren wechseln. Ein weiteres Problem ist die Auslösung von Lokfunktionen: sie ist schlicht nicht möglich. Wer das Gegenteil behauptet, verschweigt, dass man dafür einen Lokdecoder in der Lok braucht! Aber warum weiter analog fahren, wenn doch ein Lokdecoder...

Im wesentlichen behält man also die analogen Eigenschaften beim Fahren, inklusive der "Bocksprünge" und Ungenauigkeiten. Der nächste Punkt ist eine erhebliche Einschränkung in der Freizügigkeit. Auf einer digitalen Anlage kann man mit jeder Lok überall hin fahren. Mit stationären Lokdecodern bleibt alles beim Alten. Pro Gleisabschnitt und stationärem Lokdecoder kann nur eine Lok oder Zug fahren oder stehen. Dies bedeutet gegenüber einem Digitalbetrieb massive Einschränkungen beim Rangieren, oder, umgekehrt betrachtet, keine Verbesserungen gegenüber dem bisherigen Analogbetrieb. Und wie ist es mit der Zugbeleuchtung? Nix - und tschüss! Und wie ist es denn mit der Rückmeldung von der Anlage an den PC? Im Digitalbetrieb ganz einfach: es gibt für Zwei- und Dreileiteranlagen passende Rückmeldebausteine. Doch beim Anlogbetrieb ist nur dann eine Spannung an den Gleisen, wenn sich die Lok auch bewegt. Eine dauerhafte analoge Belegtmeldung muss mit einer zwischengeschalteten Hilfselektronik realisiert werden.

Und der letzte Nachteil, und das ist auch der Grund warum es in Railware nicht offiziell freigeben ist: soll die Anlage doch noch "richtig" digitalisiert werden, erfordert dies einen erneuten umfangreichen Umbau. Denn die bisherige Elektronik samt der Verkabelung werden hinfällig. Lokdecoder, Zusatzbelegtmeldung und Schaltdeocder zur Gleisabschaltung oder Signale mit Zugbeeinflussung sind zu entfernen und alle Gleisabschnitte neu zu verkabeln.

Den prinzipiellen Aufbau zeigt das folgende Schema. Jeder Gleisabschnitt erhält einen eigenen Lokdecoder. Damit das mit dem Bremsen einigermaßen funktioniert, ist ein zusätzlicher Stoppabschnitt zu empfehlen. Er schaltet ein kurzes Gleis am Ende stromlos.

Schnipp...

Doch zurück nach Aachen. Aus vielerlei Gründen möchten die Aachener diese Fahrweise gerne ausprobieren. Darum habe ich auch zugesagt, sie dabei umfangreich zu unterstützen. In den kommenden Wochen wird die Analogsteuerung in Railware aufgemöbelt und funktional überprüft. Der N-Modellbahnclub in Aachen will sie dann ausgiebig erproben. Das fällt dort recht leicht, weil die meisten Voraussetzungen schon vorhanden sind. Nur ein paar Lokdecoder müssen noch montiert werden. Dann ist eine Teilstrecke einsatzbereit.

Übrigens ist die Clubanlage nicht besonders groß, dafür aber sehr schön gestaltet. Die nachfolgenden Schnappschüsse vermitteln einen kleinen Eindruck.

















Vielen Dank den Mitgliedern vom N-Modellbahnclub Aachen, nicht nur für den angenehmen Aufenthalt und die interessanten Gespräche, sondern auch für die vielen Tipps und Informationen zur Verbesserung von Railware.

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Internetseiten: [ www.n-modellbahnclub-aachen.de ]

Bis demnächst Ihr
Dieter Hinz

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Page last modified on Dienstag 21 Dezember, 2010 14:20CET by admin.
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