Grundlagen: Haltegenauigkeit
HaltegenauigkeitDieses Thema ist ein „heißes Eisen“, denn immer wieder wird genau über dieses Thema stunden- und tagelang ganz heiß diskutiert. An diesen Diskussionen ist nur eines wirklich sicher:
jeder hat andere Erfahrungen gemacht!
Daher kommen die unterschiedlichsten Aussagen. Wir haben es eben nicht mit einem hochpräzisen technischen Teil zu tun, sondern – ganz banal – mit Spielzeug, wenn auch mit „teurem“.
Als zweiter, schwerwiegender Grund kommt hinzu, dass alle Erfahrungen von unterschiedlichen Leuten auf unterschiedlichen Anlagen, mit unterschiedlichen Systemen, mit unterschiedlichen Zentralen, mit unterschiedlichen Loks, mit unterschiedlichen Lokdecodern usw. gemacht werden. Das kann niemals zu einem gleichmäßigen Ergebnis führen.
Als dritter Grund muss ich leider die Industrie nennen, die ihrer elektronischen – Laien – Kundschaft Primitivtechnik verkauft, die zwar von Fachleuten zu korrekter Funktion gebracht werden kann, oft aber nicht auch von Laien!
Dazu ein Beispiel aus der vorigen Woche. Wir trafen uns bei einem Mitglied unserer IG, um eine einfache ovale Testanlage zu erbauen. Das Einmessen von Loks soll geübt werden. An der einen Seite des Ovals ist ein Ausweichgleis. Mit diesen beiden Gleisen sollen Bahnhofsfunktionen simuliert werden. Auf der anderen Seite sind zwei Ausweichgleise, um die Funktion eines Schattenbahnhofs zu testen. Die Anlage wurde durch lose Kabel verdrahtet. Alle Digitalbausteine (Besetztmelder und Weichendecoder) wurden an eine Ecke der Anlage provisorisch montiert. So weit so gut.
Ich habe zwei Loks eingemessen, und daraus zwei Züge gebildet. Beide Züge habe ich im Schattenbahnhof aufgestellt und per „nächste Ausfahrt“ auf die Reise geschickt. Zwei bis drei Runden klappte alles einwandfrei. Plötzlich traten an unbesetzten Gleisen Besetztmeldungen auf, die nach wenigen Sekunden wieder verschwanden. In der Folge kam der Zugverkehr aus dem Tritt. Die Züge verhielten sich plötzlich nicht mehr korrekt. Sie hielten an falschen Stellen an, um sich letztendlich gegenseitig völlig zu blockieren.
Jeder Neueinsteiger wird an dieser Stelle natürlich erst mal die Software verdächtigen – das ist leider viel zu einfach – und es ist völlig falsch!
Hier haben wir es mit dem Problem zu tun, dass der Neueinsteiger mit der Problembeurteilung, mit der Fehlersuche völlig überfordert ist. Nur auf Grund meiner mehrjährigen Erfahrung konnte ich das Problem sofort auf dem Bildschirm erkennen.
Es waren ganz einfach Geistermeldungen, die durch so genanntes „Übersprechen“ vom einen Kabel in das Nachbarkabel praktisch auf dem Funkweg übertragen wurden, oder auch von den Gleisen, die eine riesige „Antenne“ bilden. Immer mal wieder wurde dem Programm eine „Geister – Besetztmeldung“ gemeldet, bis dieses dann völlig irritiert förmlich den „Geist aufgab“ und die korrekte Funktion einstellte.
In diesem Falle war es die unfachmännische provisorische Verlegung der Kabel – und es waren die verwendeten Billig – Besetztmelder die den PC gesteuerten Betrieb unmöglich machten.
Dieses banale Beispiel mag Ihnen verdeutlichen, warum ich in meinem Buch so viele Appelle niedergeschrieben habe für:
- Dickere Kabel
- Absolut saubere und exakte, Verdrahtung
- Für den Einsatz hochwertiger Digitalbausteine
Die in Analogzeiten noch tolerierbare „Sauerkrautverkabelung“ mit „Engelshaarkabeln“ führt im Digitalzeitalter ganz leicht zum:
völligen Scheitern!
Das hat unter Anderem seinen Grund in der permanent anliegenden vollen Digitalspannung auf allem Gleisen, auf dem Gesamtkabelnetz. Gleichzeitig „rennen“ da auch noch die Digitalsignale durch das Gesamtnetz. Daher kann ein ganz erhebliches Problem kommen, von dessen Existenz ein Laie nicht einmal etwas ahnt.
Mir bleibt an dieser Stelle nur die ernsthafte Mahnung, nehmen Sie die Digitaltechnik ernst. Hier ist professionelles Vorgehen gerade gut genug. Es ist Schluss mit Spielerei – hier ist es wirklich ernst.
Das Programm kann nur aus korrekten Daten – mit korrekten Meldungen von der Anlage auch die korrekten Anhaltewege berechnen!
Allerdings müssen Sie auch immer an das denken, was ich zu Anfang dieses Kapitels ausführte. Bei unserem Hobby handelt es sich um „Spielzeug“.
Abweichungen, die der Computer niemals berücksichtigen kann, haben ihre Ursache z.B. in folgenden, Ihnen allzu gut bekannten Fällen:
- Lok wird schwergängig wegen beginnender Verharzung.
- Lok fährt langsamer weil sie geölt werden müsste.
- Lok fährt schneller weil sie frisch geölt wurde.
- Lok fährt langsamer weil sie noch neu ist.
- Lok fährt schneller weil sie gut eingefahren ist.
- Lok fährt langsamer weil sie kalt ist.
- Lok fährt schneller weil sie warm gefahren ist.
- usw.
Es liegt ganz einfach an Ihnen für diese Unwägbarkeiten Ihrer Bahn einen gewissen „Freiraum“ einzuräumen. Die +/- 5cm auf Ihrer Bahn wären beim großen Vorbild +/- 4,35m. Damit ist die Bahn aber nicht zufrieden. Sie rechnet mit einem möglichen „Durchrutschweg“ von bis zu mehreren 100 Meter! Also sehen Sie das bei sich selbst bitte nicht übertrieben eng. Gestalten Sie Ihre Anlage ganz einfach fehlertoleranter.
Im nicht einsehbaren Bereich, in den Schattenbahnhöfen sollten Sie am Ende der Blöcke, der Abstellgleise einen etwa 36cm langen Sicherheitsstopp (Stopmelder) einrichten. Damit die Züge ganz nach vorn fahren. Damit das Programm auch die Schattenbahnhofzufahrt sperren kann, wenn der Stoppmelder beispielsweise nicht erreicht wird. 36cm, das sind bei K-Gleis? zwei Gleise. Ich empfehle diese Länge, weil es immer wieder mal eine Lok gibt, die auf den vorderen Achsen Haftreifen hat. Erst die hinteren, die vollmetallenen Achsen der Lok lösen dann ganz sicher die Besetztmeldung aus.
Zwingen Sie Ihre Bahn nicht auf dem Punkt, sonst haben Sie keine Freude, denn in 15 Minuten verhält sich Ihre Lok wieder um ein paar mm/cm anders. Was spricht dagegen den Haltepunkt 20 – 30cm vor das Blockende zu legen, schließlich brauchen Sie dort auch noch ein Signal, das Sie z.B. 10cm vor dem Blockende aufstellen. Das passt dann schon in der Praxis. Und es sieht optisch einfach Klasse aus!
Machen Sie sich nicht zum Sklaven Ihrer Modellbahn indem Sie nahezu Unmögliches von einem teuren Stück „Spielzeug“ erwarten.
Zu dieser Seite haben beigesteuert: Andrea Hinz
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Page last modified on Dienstag 17 März, 2009 10:03CET by Andrea Hinz .
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