Drucken

Grundlagen: Die Kabel

Dieses Thema wird oft gar nicht als solches wahr genommen. Dabei wird dann aus Unkenntnis häufig die falsche – viel zu dünne Kabelsorte verlegt!

Dass dies so ist hat nach meiner Meinung drei verschiedene Haupt-Ursachen:

Vor einigen Jahrzehnten, als viele der heutigen Modellbahner in dieses Hobby einstiegen, hat alles „klein angefangen“. Die „Anlage“ bestand aus einem Oval mit Ausweichgleis. Man hatte 1 - 2 kleine Loks und 4 – 5 kleine Wägelchen. Einen 16 VA Trafo, der speiste das Ganze. Dabei ist ja auch gegen das Kabel um die 0,15 mm² nichts einzuwenden.

Nahezu alle Modellbahnanbieter hatten / haben sich auf diese „Spielbahnkäbelchen“ im jeweiligen Lieferprogramm festgelegt.

Noch heute wird in so genannten „Starterpackungen“ dieses legendäre Spielbahnkäbelchen mitgeliefert.

Da die meisten Modelleisenbahner aber keine Elektrotechniker/ Elektroniker sind (ich bin auch keiner!) kamen / kommen die auch niemals auf die Idee, dass da etwas nicht stimmen kann. Dies ist nach meiner Meinung die fatale Ursache für viele vermeidbare Probleme auf Modelleisenbahnanlagen. Selbst auf Großanlagen findet man zu dünne Kabel – kein Wunder, dass dort nur ab und zu mal ein Zug vorbeikommt.

Gerade kürzlich habe ich im Märklin Katalog 2002 / 2003 auf Seite 303 folgenden Satz gelesen: bezogen auf das dort angepriesene 0,19 mm² Kabel heißt es dort „Das genügt vollauf, selbst wenn bei einem 52-VA-Trafo eine Kurzschlussbelastung eintreten würde.“ (Ohne Bezug / Einschränkung der Kabellänge halte ich diese Aussage schlicht, für sehr gewagt)

Dies ist an dieser Stelle nach meiner Überzeugung einfach eine ganz fatale Aussage. Bestärkt sie doch die „Dünnkabelfraktion“ in ihrem Glauben auf dem richtigen Wege zu sein, mit wie ich aus meiner beratenden Praxis weiß â€“ ganz problematischen Folgen. Diese haben schon manch ein Modellbahner aus seinem Hobby frustriert aussteigen lassen. Das kann ja nicht das Ziel der Industrie sein!

Fünf Zentimeter weiter unten heißt es dann plötzlich bei den Kabeln Nr. 71060: „Die Anschlusskabel dieser Verkaufspackung mit dem großen Querschnitt von 0,75 mm² werden für große H0-Anlagen...“

Also weiß man auch im Hause „M“ – dass „dicker“ einfach notwendig ist. Nur, warum sagt man es den Laien-Anwendern? nicht deutlich? Außerdem halte ich das nur für einen viel zu zaghaften Versuch.

Bezeichnenderweise erhält man von den kleinen Anbietern zu diesem Thema sehr umfangreiches und fundiertes Informationsmaterial. (Beispiel: Müt) Liegt es vielleicht daran, dass bei diesen Firmen der Inhaber, meist Elektroniker / Elektrotechniker ist, der sein Ohr ganz nahe beim Kunden hat – ohne dass ein Kaufmann seine in der Wirkung fatalen „Marketinggedanken“ dazwischen mischt?


So ist es gut


Es hat sich in der Praxis eindeutig herausgestellt, dass Kabel unter einem Querschnitt von 0,75 bis 1,0 mm² im Modellbahn – Fahrbetrieb absolut nichts zu suchen haben.

1,0 bis 1,5 mm² sind für kurze Abschnitts – Einspeisungen ein gute Wahl. Die Hauptzuleitungen sollten 2,5 mm² nicht unterschreiten. Manche Fachleute sprechen bei langen Kabeln auf größeren Anlagen auch von bis zu 4,0 mm², bei Großanlagen von 6 mm².

Vor diesem Hintergrund gilt es natürlich, dass man sich keine „Riesenkabellager“ anschafft. Also nicht alle möglichen Kabelstärken in allen möglichen Farben anschaffen. Es gilt, für die eigene Anlage die notwendigen Kabelstärken in den notwendigen Farben zu beschaffen – nicht mehr!

Lassen Sie sich dabei von folgendem Grundsatz leiten:

„zu dicke Kabel machen niemals Probleme – Probleme verursachen nur zu dünne Kabel!“

Nun, darauf erlebe ich immer wieder folgende Reaktion:

Das ist doch alles völlig überzogen!

„Bei mir klappt das auch ohne diese „überspitzten“ Forderungen!“

Das sind Einwendungen, die ich natürlich immer wieder höre. Nun ist mir eines natürlich völlig klar – es wird Modellbahner geben, die glauben aus ihrer persönlichen Erfahrung anderer Meinung sein zu können wie ich – für diejenigen möchte ich hier noch diesen Abschnitt dranhängen...

Hinweis Merksatz:
Die physikalischen Eigenschaften der Elektrizität kann niemand verändern – auch wir Modellbahner müssen diese akzeptieren, und das Beste für uns und unser Hobby dabei herausholen.

Allerdings ist die Wirkweise des elektrischen Stromes so komplex, dass sie sich nicht immer in einfache schwarz / weiß Regeln pressen lässt. Natürlich könnte man für jede Anlage, für jeden Anwendungsfall ganz genau berechnen, und später auch Kontrollmessen – was zwingend ist – und was nicht. Nur wäre der Aufwand hierbei ganz enorm hoch.

So bleibt nur der Weg über empirisch ermitteltes Wissen, plus einem gewissen Sicherheitszuschlag um allgemein gültige Empfehlungen festzulegen, die dann aber auch sicher funktionieren.

Hier nun ein Beispiel wie es dann scheinbar trotzdem funktioniert:

Ausgehend von dem Märklin Beispiel weiter vorn in dieser Druckschrift – Sie erinnern sich – der Gesamtverbrauch lag bei 85 VA. Stellen Sie sich nun vor, dass Sie noch ein paar Züge mehr auf die selbe Anlage stellen. Nun schicken Sie alle gleichzeitig auf die Reise...

Der vorgeschaltete 65 VA Trafo geht kurz in die Knie, die innere Sicherung schaltet schließlich den Strom komplett ab – Überlast – und alles bleibt stehen. So sollte es eigentlich sein!

Der Normalfall auf einer Modellbahnanlage sieht aber oft anders aus. Die Züge fahren nicht alle zusammen, sondern nacheinander los. Sie sind ja sowieso nicht alle gleichzeitig „auf Strecke“ – und wenn dann noch ein „dünnes Käbelchen“ den Trafo mit dem Gleis über eine gewisse Entfernung verbindet, dann wird die ganze Sache „weich“.

Der Trafo, der an seine Grenzen kommt, geht erst mal um ein paar Volt „in die Knie“ – das Verbindungskäbelchen lässt durch seinen eigenen Innenwiderstand die „Überlast – Nachricht“ gar nicht erst bis zum Trafo durch. Also bleibt der Strom erst mal an.

Scheinbar so sieht es zumindest aus, funktioniert die Anlage. Das kann aber ein Trugschluss sein:

Züge setzen sich langsam, träge und widerwillig in Bewegung (nennt man das nicht ganz modern: „Anfahrverzögerung“?)

Lichtsignale (mit Birnchen) schalten „ganz sanft“ rot aus – grün an. (Fast so sanft wie beim Vorbild – das ist doch geradezu phantastisch!)

Nur das zugehörige Relais schaltet etwas schlapp – das muss ich wohl bei Gelegenheit auswechseln?

Die Weiche dort hinten – die klemmt offenbar – demnächst muss ich nach der mal sehen?

Nun ist auf der Weiche dort hinten schon wieder ein Zug entgleist – da muss ich doch heute noch nach dem Rechten sehen?

So, oder so ähnlich „funktioniert“ eine Modellbahnanlage, die Schwächen in der elektrischen Installation hat.

Damit dies nicht bei Ihnen so passiert, habe ich Ihnen in diesem Buch das nötige Wissen niedergeschrieben. Ich hoffe es hilft Ihnen. Ich hoffe auch, dass die Fachleute meine „volkstümlich, aber wie ich meine verständliche Ausdrucksweise“ tolerieren werden. Trotzdem bin ich für fachliche Ergänzungen immer sehr dankbar.


„Sauerkrautverkabelung“ - so auf gar keinen Fall !!!



Auf diesem Bild sieht es schon viel besser aus. Weil diese kleine N-Anlage nur 80x120cm groß ist, sind auch die Kabelstärken in Ordnung


Zu dieser Seite haben beigesteuert: Peter Plappert1617 Punkte  und Railware Team5975 Punkte  .
Page last modified on Mittwoch 24 Februar, 2010 10:08CET by Peter Plappert1617 Punkte .
Der Inhalt dieser Seite unterliegt folgenden Lizenzbestimmungen: Copyright.

Suche

in: