Grundlagen: Systemwahl Gleise
Das ist natürlich jedem seine eigene, überhaupt nicht einfache Entscheidung. Es ist hier nicht vorgesehen, detailliert auf dieses Thema einzugehen – generell gilt für alle: das Gleismaterial muss absolut „digitaltauglich“ sein. Da nunmehr die gesamte Anlage ständig unter Spannung steht, und die Gleise zu Rückmeldern „umfunktioniert“ werden, sind die Anforderungen deutlich höher.Aus meiner Sicht muss ich leider feststellen, dass es 100% digitaltaugliche Gleise nur im 2-Leiter Bereich gibt. Im Dreileiter Bereich sind alle Weichen so aufgebaut, dass alle Schienen elektrisch leitend miteinander verbunden sind. Mit einem Dremel oder Proxxon kann man das zwar etwas „brutal“ ändern, letztendlich aber nicht wirklich befriedigend. Die Folge ist, dass wir auf Märklin Gleisen sehr komfortabel eine 100%ige und sichere Belegtmeldung bekommen, die Weichen und Weichenstraßen aber bleiben unüberwacht. Ein „nicht wirklich befriedigender“ Kompromiss.
Ein ganz besonderes Ärgernis in diesem Zusammenhang ist die technische Qualität der magnetischen Weichenantriebe. Sie sind so unzuverlässig, dass es für mich fast schon an einen Skandal grenzt. Digitalanlagen sind keine Spielzeugeisenbahnen! Hier gelten die gleichen Anforderungen nach Zuverlässigkeit wie in der Industrie! Nachdem ich auf meiner Anlage und auf der Anlage eines Freundes festgestellt habe, dass an diesem Punkt etwas nicht stimmt, habe ich einen Versuchsaufbau in meiner Werkstatt durchgeführt. Angeschlossen nach Werksplan mit einer Stromversorgung aus gleichem Hause musste ich schließlich feststellen, dass ein nagelneuer Antrieb genau 16 !!! (sechzehn) Schaltungen zuverlässig ausführte. Beim siebzehnten Mal blieb er das erste Mal hängen! Auf einer Digitalanlage bedeutet dies – Karambolage!
So etwas ist für Digitalanlagen völlig ungeeignet!!!
Mein Testurteil: extrem mangelhaft – vom Kauf ist dringend abzuraten – aber, was kommt alternativ in Frage?
Nicht wenige Probleme auf Anwenderanlagen sind auf Fehlfunktionen dieser Antriebe zurück zu führen. Eine neu erbaute Großanlage hatte nach knapp 4 Wochen Betrieb einen Ausfall von nahezu 80% der magnetischen Weichenantriebe. Das zeigt Ihnen das Problem überdeutlich.
Um den Problemen aus dem Wege zu gehen wird einem dann empfohlen, den Zugbetrieb so zu gestalten, dass möglichst keine Weichen geschaltet werden müssen! Das ist doch richtig schlimm?
Zugegeben, es ist nicht leicht einen anderen, einen zuverlässigen Weg zu gehen.
Zumindest Märklin* bietet unter unveränderter Artikelnummer seit Frühjahr 2003 einen völlig neu konstruierten Weichenantrieb an. Langzeit-Erfahrungen? liegen hier bisher noch keine vor, doch zeichnet es sich ab, dass die Standfestigkeit dieser Antriebe deutlich besser ist – wenn – ja wenn man für ausreichend Schaltspannung am Antrieb sorgt. Besonders die Rautenhaus Schaltdecoder mit ihrer eingebauten Intelligenz fallen hier als „Ansteuer-Hardware“ sehr positiv auf.
Nach meiner Meinung „rächt“ sich hier die fatale Werbeaussage: „Sie brauchen nur zwei Drähte...“ Getragen von dieser fatalen Grundidee benutzt (verschwendet) man den (digitalen) Fahrstrom zum Schalten der Weichen. Die Folge ist manchmal geradezu „zerstörerisch“. Fahrende Loks bzw. Züge verbrauchen zum Teil den Strom, der letztendlich beim Schalten der Weichen fehlt. Halb- oder ganz „verkokelte“ Endlagenschalter sorgen dann für ein weit verbreitetes Problem, das in den Foren mit „Nichtschalten von Weichen“ beschrieben wird.
Wir werden uns in Hockenheim, in unserer Interessengemeinschaft auch in Zukunft mit diesem Problem befassen, und wir werden nach Alternativen suchen. Vor allem werden wir motorische Antriebe, und die Servos testen.
Bei 2-Leitergleisen kann es im Bereich Herzstück/ Weichenzungen bei manchen Typen zu Kurzschlüssen kommen. Beim 3-Leitergleis sehe ich das M-Gleis? auf Grund seiner umfassenden Leitfähigkeit als absolut nicht geeignet an (Rückmelder). Auch hat das M-Gleis? zu hohe Fertigungstoleranzen. Es ist zu ungenau um einen wirklich entgleisungssicheren Betrieb auf Dauer zu gewährleisten.
Das 2-Leiter System wird allgemein als vorbildgerechter angesehen, allerdings wird es auch mit Kontaktproblemen beschrieben, die auf einer Digitalbahn aber deutlich reduziert sind. Ein großes Problem stellen manche Weichen dar. Es sind die Kontakte in den Weichen und es sind die Herzstücke und Weichenzungen die häufig nicht hundertprozentig synchron schalten. Sie verursachen Mikrokurzschlüsse, die dann zu erheblichen Problemen auf einer Digitalanlage führen können. Auch sind manche Gleisbilder wegen den damit verbundenen, möglichen „Kurzschlussproblemen“ nur sehr schwer realisierbar. Natürlich ist die Großauswahl vieler Anbieter mit ihrer Vielfalt, hier schon sehr verlockend. Wie der persönliche Weg im Einzelnen aussieht, entscheidet aber letztendlich bis ins kleinste Detail jeder für sich selbst. Gerade in dieser Gruppe habe ich persönlich die größten Könner und Perfektionisten im Gleis- und Anlagenbau gefunden, Hut ab vor deren Können.
Das 3-Leiter System ist theoretisch kontaktsicherer. (von Wechselspannung-System? sollte man im Digitalzeitalter eigentlich nicht mehr sprechen) Auf jeden Fall ist das 3-Leiter System bei allen denkbaren Gleisplanformen elektrisch einfacher, und damit problemloser aufzubauen. Die Rückmeldungen sind ganz einfach und preiswert realisierbar. Es stören optisch die Punktkontakte, die zudem an manchen Weichen im vorbildgerechten Digitalbetrieb (maßstabgerechte Langsamfahrt) effektiv â€kontaktlose†Probleme bescheren. (Z.B. an DKW’s, wenn diese nicht sorgfältig und völlig eben eingebaut sind. Allerdings machen die neuen Lockschleifer ohne Mittelloch viel weniger Probleme). Das â€rollende†Material strotzte früher nicht gerade vor Modelltreue. Heute ist dies wesentlich anders geworden. Zudem gibt es inzwischen auch viele 2-Leiter Hersteller, die ihre Modelle mit modifizierter Technik für das 3-Leiter System anbieten. Dies ist auch gut so, denn die Preisentwicklung im Hause Märklin* durchbricht so ganz allmählich die Marke des „Erreichbaren“.
An dieser Stelle gleich ein wichtiger Hinweis: das Märklin* K-Gleis? hat eine „konstruktive Tücke“ eingebaut. An den Schienenstößen sind unter den Schienen auf jeder Seite zwei, also insgesamt vier, winzige Kontaktlaschen angebracht, die den Mittelleiter – Strom übertragen. Es kommt immer wieder vor, dass neue Schienen sich etwas schwer zusammenstecken lassen. Schaut man genau hin, dann sind es oft diese Kontaktlaschen, die statt „ineinander zu schlüpfen“ sich gegeneinander stellen. Ein kräftiger Druck sorgt unter ungünstigen Bedingungen dafür, dass sich diese Laschen verbiegen, sich hochstellen, und eine mehr oder weniger „sichere“ Verbindung zu der darüber liegenden Schiene herstellen. Das geht von Wackelkontakt über Kriechstrom bis Kurzschluss.
Deshalb ist bei der Gleisverlegung folgender Hinweis zu beachten: Durch testen, durch „wackeln“ an den noch nicht festgeschraubten Gleisen, die über einen Amperemeter mit Strom versorgt werden, ist dieser mögliche Fehler in dieser Bauphase sicher auszuschließen. Auch per Ohmmeter oder Durchgangsprüfer können Sie sich helfen. Achten Sie aber darauf, dass sich weder Loks noch Wagen auf der Anlage befinden. Auch dürfen dabei keine Trafos, keine Besetztmelder usw. angeschlossen sein.
Auch beim C-Gleis? müssen Sie vor der Gleisverlegung daran denken, dass überall die Strombrücken auf der Unterseite getrennt werden, sonst kann keine Rückmeldung funktionieren. Leider sind sowohl beim K- wie auch beim C-Gleis? bei den Weichen beide Schienen elektrisch leitend miteinander verbunden. Dadurch stufe ich sie für mich persönlich eigentlich nur unter „bedingt –digital – tauglich“ ein. Da eine lückenlose Überwachung per Rückmelder dadurch nicht möglich ist.
Wenn bei mir eine „gute Märklin* – Fee“ erscheinen würde und mir die berühmten 3 Wünsche einräumen würde, dann wären dies:
- Weichenantriebe für mindestens 1 Mio. Schaltungen funktionssicher machen.
- Motorische Weichenantriebe für vorbildgerechtes, langsames Schalten ermöglichen.
- Auf allen Weichen u.Ä. linkes und rechtes Gleis gegeneinander isolieren.
Dann wären wir fast im Digitalparadies! Ob uns diese Fee wohl je erhört?
Da ich bereits früher Märklinist war, und sich im Laufe der Jahre einige Loks angesammelt hatten, blieb ich dem 3-Leiter System auch dieses Mal treu. Dies trifft allerdings nur auf die Gleise und auf das „rollende Material“ zu – nicht aber auf das Digitalsystem.
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Page last modified on Mittwoch 04 November, 2009 17:20CET by Peter Plappert .
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