Letzte Woche bei Railware

7.3.2005

Nachdem nun die ersten Seiten zu Light@Night im Netz stehen und Anzeigen geschaltet wurden, kann ich hier auch einmal von der Arbeit darüber berichten. Das Projekt läuft nun schon seit fast drei Jahren und hätte eigentlich schon vor einem Jahr fertiggestellt werden sollen. Seine Ursprünge liegen aber noch weiter zurück. Angefangen hat es 1998 mit einem "DirectDecoder" der Motorola Signale erzeugte und einer beliebigen Anzahl von passenden Weichendecodern. Damit konnte man jeden Ausgang beliebig lange ein- oder ausschalten. Ziemlich wirr, aber es funktionierte. Nur für ein Produkt war es völlig untauglich. Und erst meine erste "Begegnung" mit einer Musterplatine des Gleisbild- Stellpultes von Peter Littfinski während der Intermodellbau 2002 brachten die entscheidenden Ideen. Und so entstand langsam aber sicher die Light@Night Lichtsteuerung. Auf dem folgenden Foto sieht man zwei der ersten Versuchsplatinen, die mehrfach per fliegender Verkabelung modifiziert wurden.

Sie entsprechen zwar nicht dem Stand der heutigen Serienplatinen, aber verrichten immer noch treu und brav ihren Dienst bei Tests und Versuchsaufbauten. So auch bei den Restarbeiten die Light@Night noch zur Serienreife fehlen. So wird immer noch am Timing einzelner Effekte gefeilt und die Ampelschaltungen sind erst dieser Tage entwickelt worden. Wussten Sie eigentlich, das eine Ampelanlage für eine einfache Straßenkreuzung mit Fußgängerampeln schon 12 einzelne Schaltphasen besitzt? Und für Schlafphasen und deren Ein- und Austritt sind noch weitere Sequenzen mit 6 Phasen nötig. Abbiegerspuren und gelbes Blinklicht für Rechtsabbieger sind da noch gar nicht eingerechnet. Damit das auch alles richtig gestestet werden kann, sind einige Lämpchen auf die Rückseite eines Mousepads geklebt und beschriftet worden.

Fertig. Die Ampelschaltungen stehen und die passenden Beschreibungen für das Handbuch können nun geschrieben werden.

Haben Sie eigentlich schon mal von den Anstrengungen einiger großer Softwarekonzerne (deren Lobby) gehört, in Europa Softwarepatente durchzusetzen? Und haben Sie bemerkt, auf welchen obskuren Wegen dies in der EU durchgesetzt werden soll? Wohl kaum, denn Softwarepatente sind in der Öffentlichkeit kaum diskutiert. Dabei wären sie für mittelständische und kleine Betriebe eine Katastrophe! Weil große Unternehmen sich umfangreiche Verfahren schützen lassen und kleine Unternehmen sich nicht dagegen wehren könnten und weil Patentämter wegen Überforderung und Unkenntnis in der Regel der Schutzwürdigkeit zustimmen, würden sich Kosten für Softwareentwicklung um den Faktor 5 bis 10 verteuern. Die Aufwände für Verwaltung, Lizenzhandling und Klagen würden nochmals einen Faktor 1 bis 5 ausmachen. Neben weiteren Punkten dürfte Software damit um den Faktor 6 bis 15 teurer werden. Das bedeutet für die meisten Kleinunternehmen das Ende ihrer Produkte. Mir wäre es wohler, wenn auch die Allgemeinheit sich eine Meinung zur Patentierbarkeit von Software bilden würde. Am meisten profitieren würden nur Anwälte* und Gerichte von Softwarepatenten. Software ist hinreichend und umfassend durch das Urheberrecht geschützt, was auch funktionierende Mechanismen gegen Missbrauch und Diebstahl beinhaltet. Übrigens gab es vor Jahren einen Fall in der Modellbahnbranche, wo ein Amerikanischer sich zwei völlig triviale Methoden, die in der Modellbahn- und anderen Branchen schon seit vielen Jahren genutzt werden, hat schützen lassen. Zwischenzeitlich wurde ihm die Patente wieder aberkannt.

Bei uns ist der Kunde König, allerdings sollte er sich auch so benehmen. Mit viel Getöse beklagte sich ein Neukunde über die ausstehende Lieferung. Selbstverständlich nahm er an, wir hätten die Bestellung "verschlampt". Klar haben wir das und darum ist auf Kundenwunsch auch gleich ein weiteres Paket auf die Reise gegangen. Nach zwei Tagen das gleiche Spiel und, Sie werden es kaum glauben, wieder ging auf Kundenwunsch ein drittes Paket mit gleichem Inhalt heraus. Nach dem das erste Paket beim Kunden eintraf, kam ein erneuter Anruf. Diesmal "nur" mit dem Vorwurf, warum wir denn keinen Paketdienst nutzen würden. Ja, warum eigentlich nicht? Vielleicht weil unsere Kunden es dann bei Abwesenheit nicht so einfach hätten, ihre Lieferung abzuholen? Nun sind wir doch mal gespannt, ob uns die zwei überzähligen Pakete wieder erreichen werden und welche weiteren Kosten uns dafür entstehen**. Da uns die Telefonate von einer Geschäftsnummer erreichten, nehmen wir eine völlige Überforderung des Zeitgenossen mit seinem Job an. Und weil wir kein Geschäftsbetrieb sind sondern eine Sozialstation, haben wir das eben abgekriegt.

Aber halt, hier geht es doch um ein Hobby, oder? Ein Hobby sollte doch viel Spaß machen und ein positiver Ausgleich sein. Kaum vorstellbar, das z.B. ein Freizeitmusiker keine Lust zum Spielen hätte und sich jahrelang mühsam zu den Kumpels seiner Jazzband schleppen würde, oder? Intern sind wir uns völlig einig: wir würden uns ein anderes Hobby suchen, wenn wir permanent unzufrieden wären. Im Eisenbahn Kurier stand einmal zu lesen, das die überwiegende Mehrzahl von Modelleisenbahnern mit einem hohen Anspruch an Gestaltung, Betrieb und Vorbildtreue unzufrieden mit ihrem Hobby ist. Während eine andere Gruppe die Grasmatten auf Spanplatten ausrollen***, überwiegend zufrieden mit der Modellbahnerei ist. Kaum vorstellbar ...

Gestalten Sie Ihr Hobby also wie es Ihnen persönlich gefällt und seien Sie mit dem Erreichten doch auch mal zufrieden. Die Beschäftigung mit der Modellbahn ist ein schönes, vielfältiges und entspannendes Hobby. Jeder kann das tun, was er gerne mag.

Nächste Woche erfahren Sie, das auch bei uns alles schief geht was nur schief gehen kann, welche Erfahrungen man bei Kunden machen kann und was man dagegen tun kann - nämlich nichts.

Viel Spaß mit Ihrer Modellbahn wünscht Ihnen
das Railware Team

* Wie viele Politiker sind eigentlich Juristen und welche Interessen haben die dann?
** Unsere Gewinnspanne hat es jedenfalls schon gefressen. Ein Geschäft, auf das wir gerne verzichtet hätten. Hoffentlich entstehen keine Aufwendungen für Support.
*** Bitte nicht negativ sehen, dies ist keine Wertung, schließlich ist es ein Hobby.

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