Letzte Woche bei Railware

13.2.2005

Es gibt eine Menge an interessanten Themen, die mich in den letzten Wochen bewegt haben. Und so könnte ich fast täglich einen neuen Bericht schreiben. Aber leider fehlt mir die Zeit dazu. Oder besser gesagt: ich möchte sie mir zu Gunsten von Entwicklungszeit für Railware nicht nehmen. Während der Tage auf der Nürnberger Spielwarenmesse hörte ich wieder mal einen Satz, den ich nicht so gerne mag, der aber ein Beleg für die Geringschätzigkeit einiger westeuropäischer und fernöstlicher Kulturkreise ist: "das ist ja nur eine CD". Klar! Und irgendein Trottel klöppelt dann über Nacht ein paar Bits zusammen, die dann irgendetwas lustiges und buntes machen. Auch aus eigener Neugierde habe ich mal die reinen Arbeitsstunden für Softwareentwicklung und Tests (Labor und vor Ort) zusammengetragen, die bisher in das Railware Projekt geflossen sind. Das war nicht ganz leicht, denn aus den ersten noch nebenberuflichen Jahren existieren keine derartigen Informationen und auch im letzten Jahr ist wegen der Ausfallzeiten die Pflege der Projektdokumentation vernachlässigt worden. Die folgenden Angaben können um plus minus 30 Prozent von der Realität abweichen.

Von Beginn (damals noch unter WinBahn) bis heute wurden 13.600 Arbeitstunden geleistet. Das sind etwa 1.600 Arbeitstage. Für praktische Tests und Versuche wurden 5.800 Stunden investiert, etwa 700 Tage. Wohlgemerkt: ohne Aufwände für Handbücher, Web, Dokumentation, Support, etc. Wer mag, kann ja gerne mal ihm bekannte Lohnkosten multiplizieren.

Tja, tut mir leid: mehr ist auf einer Railware CD leider nicht drauf ...

Die eigentliche Geschichte handelt von einem Begriff, der mir irgendwann einmal erklärt wurde und den ich, Gott möge mir dabei helfen, in meinem Leben niemals wieder hören will: ein Stütztrafo. Irgendwie erinnert einen das an einstürzende Gebäude oder an einen Begriff aus der Mottenkiste der Miederwarenfertigung oder an Arbeitslosigkeit. Aber es ging hier tatsächlich um eine Modellbahn.

Stellen wir uns also mal vor, wir hätten auf einer Anlage eine mittlere Anzahl von Weichenantrieben nebst Decoder mit Strom zu versorgen. Dazu benötigen wir einen Transformator; die für Modellbahnen erlaubten Typen haben 14 bis 16 Volt und dürfen 52VA leisten. Diesen montieren wir an den Rand unserer Anlage und verlegen dann ein Kabel in Schlangenlinien von Decoder zu Decoder. Die Weichendecoder sind dort montiert, wo auch die Weichen sind und so kommen einige Meter zusammen. Dann beginnt der Testbetrieb und wir stellen fest, das manche Weichen nicht immer zuverlässig schalten. Da wir auch ein Voltmeter besitzen, erstellen wir ein Testgleisbild, lassen alle Weichen in kurzen Intervallen schalten (kann auch das mitgelieferte Programm "Anlagentest") und messen mal an den letzten Weichendecodern die Spannung nach und stellen dabei fest, das dort nur noch 8 Volt ankommen.

Sie ahnen schon etwas? Für dieses Problem gäbe es drei Lösungen: wir verwenden ein Kabel mit ausreichendem Querschnitt. Aber das wäre für einen echten Bastler wohl zu einfach. Wir verdoppeln die Spannung des Trafos. Super, nun ist die Spannung am Ende des Kabels ausreichend und die Weichen schalten zuverlässig. Bei der ersten Hälfte der Weichen hat sich nun die akustische Wahrnehmung des Schaltvorganges deutlich verbessert. Allerdings ist nun auch die Lebenszeit stark reduziert, aber das ist wohl der Preis. Als drittes kommt der Stütztrafo ins Spiel. Er wird phasengleich am anderen Ende des Kabel angeschlossen und erhöht die Spannung, aber leider auch den Strom!!! Wenigstens die Weichen schalten jetzt zuverlässig.


Liebe Kinder, liebe Modellbahner: bitte nicht nachmachen !

Der geschilderte Spannungsabfall wurde durch zu dünne Kabel verursacht.  Einzig erlaubte Lösung ist die Verwendung von Kabeln ausreichenden Querschnitts. Ansonsten besteht die Gefahr eines Kabelbrandes.

Die Parallelschaltung von Trafos ist nicht zugelassen. (an einem nichtangeschlossenen Trafo liegt am Stecker eine tödliche Spannung von 230 V).

Verwenden Sie ausschließlich Trafos, die für Modellbahnen zugelassen sind. Elektroniktransformatoren und Schaltnetzteile gehören wegen der hohen Leistung, fehlender Schutzklasse oder fehlender galvanischer Trennung nicht dazu.

Beachten Sie unbedingt die Hinweise der Hersteller von Modellbahntransformatoren.

Die von einigen Modellbahnherstellern angeboten dünnen Kabel sind für Lämpchen geeignet, nicht jedoch für die Versorgung einer digitalen Modellbahn.

Zurück zu unserer Stütztrafolösung: was wäre, wenn ein Weichendecoder oder -antrieb in der Mitte des Kabels einen Kurzschluss macht? Voraussichtlich wird die in zugelassenen Trafos vorhandene Sicherung wegen des dünnen Kabels nicht ansprechen. Nun, dann hoffen wir mal, das die sogenannte "Tropfsicherung" auslöst. Das ist dann der Fall, wenn die Kunststoffisolierung auf Grund des erhitzten Kabels heruntertropft und sich dann (hoffentlich die richtigen) blanken Kupferadern des Kabelbaumes verbinden, um dann irgendeine (hoffentlich die richtige) Sicherung auszulösen.

Falls das nicht geschieht, gibt es ja Gott sei Dank noch den Rauchmelder. Das sind so kleine Elektronikbausteine ...
Wie, Sie haben keinen Rauchmelder? Na gut, da kann ich Sie beruhigen: denn es gibt ja immer noch den sogenannten visuellen Rauchmelder, der allerdings stark zeitverzögert anspricht. Wie der funktioniert? Ganz einfach: sie sitzen im Kreis Ihrer Familie im Wohnzimmer und irgend jemand bemerkt plötzlich Rauchwolken. Mal ganz abgesehen von diesem merkwürdigen Flackern und Knistern. Ich bin ziemlich sicher, das Sie nun die richtigen Entscheidungen treffen werden. Übrigens: beim Strom verhält es sich wie beim Wasser und ich hoffe nicht, das Sie der in einigen Minuten eintreffenden Feuerwehr statt der mitgebrachten dicken Schläuche die Verwendung Ihres Gartenschlauches empfehlen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit würden Spezialisten der Versicherungen die wahre Ursache finden - weiter mag ich gar nicht denken. Falls Sie nun daran denken noch dünnere Kabel zu montieren, die im Gefahrenfall vollständig verdampfen - ooch nööh, lassen Sie es lieber bleiben.

Damit Sie Wahrheit von Fiktion unterscheiden können: "Stütztrafos" habe ich wirklich schon gesehen, verbrannte Kabelbäume ebenfalls.

Lassen Sie sich bitte nicht von Hobby abschrecken. Weiterhin viel Spaß wünscht
Dieter Hinz

p.s. In kürze werden die Nächte auf Ihrer Modellbahn wieder schöner !

 

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