Letzte Woche bei Railware

19.10.2004

Von Freitag bis Sonntag standen zahlreiche Besuche (künftige Projekte) auf dem Programm. Und am Montag noch ein Seminar für einen Verein im Frankfurter Raum. Dort ging es im die Migration einer großen Anlage von einer anderen Software auf Railware. Darüber wird es in den kommenden Wochen noch Berichte geben, weil es manche Besonderheit gibt, die auch andere Umsteiger interessieren dürften. Mir wären Termine in der Woche zwar lieber, aber Modellbahner haben bevorzugt am Wochenende Zeit. Nun schreibe ich eben am Dienstag diesen Bericht und nehme mir als kleinen Ausgleich für den Rest des Tages frei ...

Heute soll es um ein paar Informationen für Modellbahner großer Spurweiten gehen und um die Frage, was ein System wie Railware dazu tun kann. Sie mögen sich vielleicht fragen, was denn die Software mit der Spurweite zu tun hat. Aber genau diese Unterschiede will ich hier mal zusammentragen.

Fangen wir mal mit dem an, was jeder vermutet: mit der Versorgung der Anlage mit digitalem Boosterstrom. Das ist aber relativ trivial: Spur 0-, 1- oder G- Bahner wissen in der Regel, das sie für ausreichenden Strom zu sorgen haben. Die Hersteller brauchbarer Booster geben in aller Regel auch Empfehlungen für zu verwendende Kabelquerschnitte *. Weniger als bei den kleinen Spurweiten denkt man hier an den Kurzschlussfall, denn der tritt in der Regel sehr viel seltener auf. Der Grund ist die höhere Genauigkeit und das im Verhältnis bessere Gewicht des rollenden Materials. Es entgleist einfach viel weniger. Das gilt dann auch gleich für die Stromabnahme: außer den Gartenbahnern haben andere Modellbahner größerer Spurweiten in aller Regel kaum Probleme mit der Stromabnahme. Auch die Weichen arbeiten sicher, saubere Herzstückumschaltung mit "richtiger"* Verdrahtung vorausgesetzt. Wenn denn alles so sicher ist, dann müssen die Risiken wohl woanders liegen. Und dies ist in der Tat der PC mit Railware und die angeschlossenen Digitalkomponenten mit ihren Bussystemen.

Was passiert, wenn etwas passiert ? Bei einer LGB- Gartenbahn sind die Auswirkungen wohl eher zu verschmerzen, denn die Fahrzeuge sind meist robust genug. Wenn aber ein Spur 0 Zug bestehend aus Loks und Wagen in Kleinserienfertigung - gar mit filigranen Schraubenkupplungen verbunden - gegen einen anderen Zug fahren "möchte", dann ist dies ein richtiges Desaster.

Außer Frage steht wohl die Verwendung eines Watchdog Bausteins (WD-DEC) von LDT. Er sichert zunächst einmal gegen allerlei Risiken und Instabilitäten des Digitalsystems, des PC, des Betriebssystems, innerhalb von Railware und, nicht zu vergessen, des Bedieners ab. Auf besondere Anfrage kann man in künftigen Railware Versionen auch eine Softwareerweiterung bekommen, die auch die Funktion des Rückmeldebusses überwachen kann. Dazu sendet Railware Schaltimpulse, die vom Rückmeldesystem empfangen werden, wertet dann das Zeitverhalten aus und zieht daraus verschiedene Rückschlüsse***.

Ebenso zu empfehlen ist die Verwendung eines zusätzlichen 2. Rückmelders pro Abschnitt. Er dient als sogenannter Stoppmelder und legt zusätzlich den Haltepunkt der Züge am spätest möglichen Punkt fest. Wie das zu konfigurieren und verwenden ist, findet sich im 2. Handbuch "Arbeiten mit dem System" und dem Buch "Die Profi Parameter".

Weiterhin zu empfehlen sind selbsttätige Railware Funktionen**, die bei Haltevorgängen grundsätzlich einen sogenannten Durchrutschweg stellen, der erst beim erreichen des Zugstillstandes wieder aufgelöst wird. Außerdem eine Funktion, die selbsttätig mögliche Flankenfahrten durch defekte (falsch stehende) Weichen erkennt und eine Zugfahrt so lange verzögert, bis andere Züge die mögliche Gefahrenstelle passiert haben.

Ebenfalls üblich ist die Bildung von Sicherheitsabschnitten, in denen der digitale Fahrstrom grundsätzlich abgeschaltet ist. Eingeschaltet wird nur dann, wenn auch eine Zugfahrt stattfinden soll. Früher wurde dafür vor und hinter jedem Bahnhof (Schattenbahnhof) ein Streckenabschnitt abgeschaltet. Wirkungsvoller ist es jedoch, wenn man stattdessen die Weichenfelder abschaltet. Man muss lediglich darauf achten, das, wenn bei einer zweigleisen Strecke Ein- und Ausfahrt parallel stattfinden dürfen, das Weichenfeld auch in wenigstens zwei Abschnitte aufgeteilt sein muss. Im Grunde gelten die gleichen Spielregeln und die gleiche Aufteilung, wie bei der Belegtmeldung. Gut zu wissen, das Railware diese Abschnitte ohne großen Programmieraufwand selbsttätig verwalten kann***.

Manch einer verwendet statt des üblichen DCC- Protokolls das Motorola Format. Das mag daran liegen, das ein Hersteller aus Göppingen derart ausgestattete Loks liefert. Drum gibt es "draußen im Feld" auch noch einen gewissen Bestand an Loks, bei denen die Gefahr besteht, das sie in die falsche Richtung fahren könnten. Wem nicht so klar ist wie man das mit Hilfe der Vorzugsrichtung im Decoder, dem Stellen aller Loks auf "vorwärts" beim beenden der Software und den selbsttätigen Speicherungs- und Richtungsfunktionen in den Griff bekommt, der freut sich vielleicht über eine "Angstfunktion" in Railware mit der die Software Züge erkennen kann, die in die falsche Richtung fahren und sie dann bei Bedarf korrigiert***. Dazu ist allerdings hinter einem anfahrenden Zug ein zusätzlicher freier Rückmelder erforderlich. Aus meiner Sicht ist diese Funktion nicht nötig. Denn wer die Weichenfelder stromlos schaltet und per Software Parallelfahrten (s.o. Flankenfahrten) verhindert, hat schon die maximale Sicherheit. Der Einbau des zusätzlichen Melders ist also nicht erforderlich. Oft ist er aber schon vorhanden. Dann nämlich, wenn ein Bahnhofsgleis in beiden Richtungen befahren wird, hat man ja auch hinter dem Zug einen Stopmelder. Und der kann für die Richtungsüberwachung genutzt werden.

Nochmals zur Erinnerung. Hat man eine Belegtmeldung, dann sieht das Ganze so aus:

Wer nur kurze Kontakte verwendet, z.B. Reedkontakte oder 10cm lange Rückmeldeabschnitte, der benötigt auf beiden Seiten einen Stopkontakt.

Diese beiden Kontakte sind in Railware also Nothaltkontakte in den externen Signalen an beiden Seiten des Zuganzeigers konfiguriert. Für den Zuganzeiger selbst benötigt man einen nicht real existierenden Kontakt, der mit dem Programm ExtraMelder erzeugt wird. Man erstellt z.B. einen Kontakt 30,2 der eine Verknüpfung der beiden echten Kontakte 12,1 und 12,2 besteht***.

Übrigens hilft die Verwendung der 1,5K Widerstände zur Überbrückung stromloser Abschnitte nur, solange die Anlage in Betrieb ist. Manch ein Elektronikbastler legt darum bei abgeschalteter Anlage eine Hilfsspannung an. Aber das ist wohl doch etwas zu Viel des Guten und durch die selbsttätigen Richtungsfunktionen*** in Railware nicht mehr nötig ...

Zum Schluss noch etwa zur Überwachung der Weichenlagen. Auf der einen Seite kann man bei den Weichen großer Spurweiten auf relativ einfache Weise mit zusätzlichen Kontakten für die Rückmeldung der echten Weichenlage an den PC sorgen. Auf der anderen Seite sind Weichen und Antriebe aber auch betriebssicherer. Damit ist auch die Gefahr einer Fehlstellung viel geringer. Wer es machen will, nur zu. Aber bitte mit eigenen Kontakten und NICHT mit den eventuell vorhandenen Kontakten bei Spulenantrieben. Wie schon mehrfach beschrieben, sind es ja gerade diese Spulenendlagenkontakte, die Fehler verursachen können. Und es ist nun wirklich nicht besonders klug, ausgerechnet diese Instanz auch noch mit der Überwachung der Lage zu beauftragen ....

Bis zur nächsten Woche
Ihr Railware Team

P.S. Sie mögen es mir bestimmt nicht mehr glauben (weil es schon vor einem Jahr zu lesen war), aber: demnächst werden die Nächte mit Ihrer Modellbahn schöner ! *

*Mehr  Informationen demnächst auf diesem Server.
** Derzeit nicht in der ausgelieferten Software und nur auf Anfrage und/oder  persönlicher Beratung.
*** Sooo! sollte intelligente Software heute arbeiten.

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