Letzte Monate bei Railware

Aahhh ! Endlich wieder Wochenberichte auf diesen Seiten.

10.10.2004

Dies wird wohl das einzige Mal sein, das hier etwas sehr persönliches über mich, Dieter Hinz, zu lesen sein wird. Denn Sie sollen wissen warum Wochenberichte und Updates so lange überfällig sind. Es ist keine Entschuldigung dafür; lediglich eine Erklärung.

Alles fing damit an, dass ich mich kurz vor Weihnachten 2003 sehr stark erkältet hatte. Es wollte sich auch nach Wochen einfach nicht bessern. Weil ich mein rechtes Auge nicht mehr bewegen konnte, kam ich in die Uniklinik Homburg. Dort stellte man ein ziemlich großes Krebsgeschwür im Nasen-Rachenraum fest, das Schädelbasis und Sehnerven infiltriert hatte. Wer es wissen will: ein adenoid zystisches Karzynom. Nach umfangreichen Tests, die mich heute eher an Vorbereitungen für einen Raumflug erinnern, wurde es im Februar in einer aufwändigen Operation weitgehend entfernt. Dabei musste ein Kiefergelenk und eine Halsschlagader entfernt werden; ein Ohr wurde dauerhaft geschädigt. Wegen der nachfolgend erforderlichen Strahlenbehandlung, für die glücklicherweise ein Platz in Heidelberg/Darmstadt reserviert war, musste eine Zahnsanierung erfolgen, was den Verlust von 12 Zähnen bedeutete. Nun, nicht weiter tragisch wenn man weiß, das man eh den Mund nicht mehr weit genug öffnen kann, um ein Magnum Eis zu essen. Am Ostersamstag begann dann eine mehr als achtwöchige, tägliche Bestrahlungsphase. Zunächst mit Schwerionen in Darmstadt, dann ging es in Heidelberg weiter. Es war die schwerste Zeit meines Lebens, denn die Maschinen haben mich jeden Tag ein bisschen mehr geschwächt. Zunächst konnte ich noch ganztägig arbeiten, dann immerhin noch vormittags und zum Schluss brauchte ich allein für einen Wochenbericht, zugegeben mit vielen Skizzen, 4 Tage. Die ganze Zeit, auch während der Krankenhauswochen, konnte ich arbeiten, nun ging nichts mehr. Man kann für oder gegen viele Dinge kämpfen, aber nicht gegen seinen eigenen Körper. Und so musste ich wohl oder übel meinen Zustand akzeptieren...

Eine lange Reha- Maßnahme hat mich dann wieder "auf den Weg gebracht". Sie hat mir vor allem gezeigt, das es viel, viel mehr Geduld und Zeit zur Genesung braucht, als ich mir vorstellen konnte.

Diese Dinge schreibe ich nur, weil ich als geheilt gelten kann. Alle Nachsorgetermine waren positiv. Und das ich schlecht höre und sehe, kaum noch etwas schmecke und rieche, sind, wie schon die Sache mit dem Magnum Eis, Kleinigkeiten. Was zählt ist: ich werde wieder gesund !

Während der ganzen Zeit haben mir sehr viele Menschen geholfen, seien es nun Ärzte, das Pflegepersonal, Geschäftspartner oder Freunde. Auf Anhieb kann ich mich an mehr als 20 Personen erinnern, die sich wirklich sehr um mich bemüht haben. Leider kann ich mich nicht mehr an alle Namen erinnern, ich hätte sie gerne hier aufgeschrieben. Insbesondere möchte ich mich bei bei den Ärzten und Pflegern der HNO, der Neurochirurgie und der Zahnmedizin der Uniklinik Homburg bedanken. Außerdem bei der Radiologie der Uniklinik Heidelberg und des Krebsforschungszentrums. Nicht zu vergessen die Mitarbeiter der Reha- Klinik in St. Wendel. Vielen herzlichen Dank für die z.T. außergewöhnliche Mühe, die Sie sich mit mir machten.

Ab sofort gibt es wieder Wochenberichte. In der nächsten Woche werden wir uns mal über ein paar Besonderheiten großer Spurweiten unterhalten.

Vielleicht noch eine kleine Geschichte aus der Arbeit der letzten Woche. Sie ist vermutlich nur für wenige interessant, zeigt aber, mit was man sich so herumschlagen muss. Und sie mag auch eine Warnung an "Nebenjob-Entwickler" sein, eine "große" Modellbahn steuern zu wollen.

Aus einem gegebenen Anlass wurden Tests mit dem Rückmeldesystem von Lenz durchgeführt. Um einen Belastungstest durchzuführen, wurde ein Testaufbau gemacht, bei dem die Lenz- Zentrale durch einen PC ersetzt wurde. Mit diesem PC kann eine Zentrale simuliert werden. Es gibt keine Verbindung zu realen Komponenten, dafür kann man sie mit einstellbarem Zeitverhalten simulieren. Derartiges kann man natürlich nicht kaufen, ich habe es bereits vor einigen Jahren selbst entwickelt.

Angeschlossen wurde ein nicht ganz taufrischer Rechner mit Athlon 1Ghz CPU und 512 MByte Speicher. Getestet wurde zwar mit Railware 5beta31, aber das macht keinerlei Unterschied zur heutigen Produktionsversion 4. Auf dem Laborrechner wurde ein LI101F mit 57kbs Datenrate simuliert. Dabei zeigte sich, das das Railware Interfaceprogramm mit gestartetem Meldermonitor etwa 38.000 Melderinformationen pro Minute verarbeiten kann. Das sind 633 pro Sekunde !! Darüber hinaus kommt es lediglich zu Verzögerungen in der Anzeige, nicht jedoch zu Fehlern. Das Ganze ist eine rein theoretische Größe, die der Übertragungsrate der seriellen Schnittstelle entspricht und wohl kaum jemals von einer Lenz-Zentrale erzeugt werden könnte oder gar von einer Modellbahnanlage. Wirklich nicht? Gelegentlich gibt es Meldungen von Kunden, die Störungen zwischen Zentrale und PC haben und deren häufigste Ursache Störungen auf den RS-Leitungen (Rückmeldung) sind. Meist sind die Kabel nicht nach den Vorgaben der Hersteller verlegt oder im Fall von Belegtmeldebausteinen sind diese schlicht zu empfindlich und erzeugen so ein regelrechtes Feuerwerk an Rückmeldungen.

Nun wurde das Gleisbild einer größeren Anlage gestartet. In ihm waren 32 Rückmeldebausteine mit je 8 Eingängen konfiguriert. Zusätzlich wurde ein ebenfalls selbstentwickelter Profiler gestartet, der die Auslastung von Railware Funktionen und der CPU messen kann. Bei 3.200 Melderänderungen (wohlgemerkt: Statusänderungen, nicht reine Informationsübertragung !) war Schluss. Auch das ist nicht verwunderlich, denn nun müssen ja beim Eingehen von Änderungen zahlreiche Entscheidungen (bis zu 29 pro Änderung) und verschiedene Aktivitäten angestoßen werden. Trotzdem eine mehr als beachtliche Zahl. Denn bei sauber arbeitender Elektronik und Zweileiteranlage mit Belegtmelung müssten dann so um die 220 Züge in Bewegung sein, um an diese Grenze zu stoßen...

Interessanterweise sank die Zahl der verarbeitbaren Melder auf 760, wenn mit der Option "Flackern verhindern" gearbeitet wurde. Und das, obwohl in diesem Fall ja weniger Entscheidungen im Gleisbild zu treffen waren. Weitere Messungen zeigten dann eine "Implementierungsschwäche" auf, die schwer zu erklären ist, sich aber leicht durch einen weiteren parallellaufenden Prozess verbessern lässt. Bei der Gelegenheit wurde auch gleich die Synchronisation mit anderen Prozessen des Interfaceprogramms verbessert.

Wieso eigentlich Parallelverarbeitung? Nun, meist können die heutigen Gigahertzboliden in den heimischen Gefilden ihre Leistung gar nicht zeigen. Das wissen auch die Hersteller; und die Kunden werden es wissen, wenn sie merken das auch eine 64bit CPU nicht viel mehr bringt. Zunächst wird man noch sagen: jaaah, es gibt ja noch gar keine 64bit geeignete Software. Das mag zwar stimmen, aber die meisten Entscheidungen einer Software werden auf Basis einfacher Zahlen getroffen; in der Regel sind es gar einfache 'Ja' oder 'Nein' Entscheidungen. Dafür brauche ich genau 1 bit, die anderen 31 (bald 63) schmeiße ich weg ....
Was aber wirklich die Leistungsfähigkeit eines Rechners steigert, ist die parallele Verarbeitung von Prozessen. Und davon macht Railware reichlich Gebrauch, sonst wäre eine derartige Leistungsfülle gar nicht realisierbar. Das das Ganze auch so seine Tücken hat, war gelegentlich in älteren Wochenberichten zu lesen. Aber nach so vielen Jahren Erfahrung auf diesem Gebiet kann einen so leicht nichts mehr erschüttern. Die oben erwähnten Tests dauerten zwar 3 Tage, aber die Programmerweiterungen nur einen Tag. Wie schon gesagt, nicht besonders relevant für die Praxis eines privaten Modellbahners, aber ich habe doch das beruhigende Gefühl, das Railware viel mehr leisten kann, als jemals abgefordert werden könnte - zumindest, wenn die Elektronik ordentlich installiert ist und sauber arbeitet. Aber das dürfen wir doch von unseren Kunden erwarten - oder ??

Seien Sie Gesund, werden Sie Gesund und bleiben Sie Gesund, das wünscht Ihnen von ganzem Herzen
Dieter Hinz

 

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