Letzte Woche bei Railware

11.7.2004

Irgendwer hat einmal die Behauptung aufgestellt, das ein Schattenbahnhof in Railware immer nur einen Ein- und einen Ausgang haben kann. Wahrscheinlich habe ich es selbst gemacht und zwar so gründlich, das niemand widersprechen mochte. Aber sie dreht sich doch - äh, es geht doch. Hier kommt ein Beispiel für einen Schattenbahnhof mit einem zweiten Eingang. Man kann leicht erkennen, das die unteren drei Gleise von beiden Eingängen genutzt werden können. Am oberen Haupteingang befindet sich der Dispatcher. Am zweiten Eingang wird ausschließlich über die Zuglenkung eingefahren. Dazu sind in den dazugehörenden drei Abstellgleisen die erlaubten Zuggattungen einzutragen. Am Zuganzeiger des Eingangs ist "Automatische Weiterfahrt" einzuschalten. Sonst würde ein Zug dort stehen bleiben, wenn der Dispatcher gerade eine Zugfahrt vornimmt. Zwei kleine Punkte lassen sich nicht so leicht lösen: Bei der Einfahrt eines Zuges von der zweiten Einfahrt werden die Lokfunktionen nicht abgeschaltet. Außerdem wird kein Zeitstempel gesetzt, wodurch man nicht exakt sagen kann, wann der eingefahrene Zug vom Dispatcher wieder herausgeholt wird.

Nebenbei bemerkt stellt sich da schon die Frage, welche Aufgaben der Dispatcher überhaupt noch übernimmt, wenn es denn auch ohne ihn geht. Züge ausfahren, Funktionen ein- und ausschalten, die Heimatgleisfunktion sowie die Abschaltung von Abstellgleisen. Das könnte man auch anders lösen. Und in der Tat haben wir einige Zeit lang überlegt, ob wir den Dispatcher nicht ganz einfach entfernen und durch etwas anderes, einfacheres ersetzen. Nun, zumindest in diesem Jahr wird noch alles beim alten bleiben.

Auch das folgende Beispiel, das über zwei Ausfahrtgleise verfügt, ist zu realisieren und arbeitet sogar ohne die zuvor gemachten Einschränkungen. Dies liegt darin begründet, das der Dispatcher alle Abstellgleise erreichen und verwalten kann. Wir müssen lediglich bei der Einfahrt aufpassen, das die Züge richtig abgestellt werden, weil nur die Züge der ersten 4 Abstellgleise den oberen Weg zurückfahren können. Dazu definieren wir ganz einfach die erlaubten Zuggattungen in den Zuganzeigern der Abstellgleise. Genau so, wie das schon in vorangegangenen Berichten getan haben. Damit die ausfahrenden Züge das richtige Gleis finden, tragen wir dann nur noch die erlaubten Zuggattungen in den ersten Zuganzeiger der beiden Ausfahrgleise ein. Das war es schon.

Zum Abschluss gibt es noch paar Kleinigkeiten zu berichten. Zum Beispiel die selbsttätige Aus- und Einschaltung aller Lokfunktionen. Sie sorgt dafür, das ein einfahrender Zug beim Erreichen seines Abstellgleises alle seine Funktionen ausschaltet. Das ist auch gut so, denn wozu muss im Schattenbahnhof alles hell erleuchtet oder verraucht sein. Außerdem nerven die vielen Loks mit Sound doch arg. Gelegentlich aber berichten uns unsere Kunden von dabei auftretenden Fehlfunktionen. Diese könnten zwei Ursachenhaben. Zunächst einmal hat es in den vergangenen 2 Jahren einen wahren Wildwuchs an Lokfunktionen gegeben. Selbst bei Lokdecodern eines Herstellers ist nicht immer gewährleistet, das bestimmte Funktionen eine gleiche Arbeitsweise haben. Dazu ein paar Beispiele: der eine Hersteller schaltet beim Einschalten einer Funktion den Rangiergang ein, der andere schaltet ihn gerade aus. Einer kann die Lastregelung deaktivieren, die Frage ist nur, ob dies beim Ein- oder Aushalten einer Funktion geschieht. Beim Einen ertönt die Lokpfeiffe nur beim Einschalten einer Funktion und bei einem Anderen sowohl beim Ein- als auch beim Ausschalten. Bei einem Hersteller hört man den Motor beim Einschalten einer Funktion und bei einem anderen muss man dazu mehrere Funktionen, noch dazu in einer bestimmten Reihenfolge, betätigen. Ihnen und uns ist diese Problematik, im Gegensatz zu den Herstellern, sehr wohl bewusst. Im Moment haben wir allerdings noch keine zündende Idee, wie man das zumindest in der Software sinnvoll in den Griff bekommen könnte. Der zweite Grund für gelegentliche Fehlfunktionen liegt in der Kombination von bestimmten Rückmeldepositionen und Erweiterungen in den Profi Parametern. Dabei handelt es sich um "Lokfunktion F (Licht) immer einschalten" sowie um "Lokfunktionen nicht abschalten". Hier wird es erst zum Jahresende eine kleine Korrektur geben.

Bei der Gelegenheit gerade noch dieser Hinweis zu DCC: bei Lenz, Intellibox und TwinCenter können und müssen Sie in der Zentrale die Anzahl der zu verwendenden Fahrstufen angeben. Diese muss unbedingt mit den Angaben des Lokdecoders übereinstimmen und ist zudem explizit per CV 29 zu programmieren. Falls bestimmte Lokfunktionen nicht richtig arbeiten oder beim beschleunigen einer Lok das Licht ständig ein- und ausschaltet, dann liegt mit Sicherheit eine Fehleinstellung vor. Am besten verwendet man einheitliche Einstellungen!

Wer viele beleuchtete Züge verwendet, der sollte sich Gedanken darüber machen, das dies ja auch eine Menge digitalen Strom kostet. Und der muss ja bekanntlich aus Boostern kommen. Wenn Sie für einen beleuchteten Zug mal von 1,5 bis 2,5 Ampere Stromverbrauch ausgehen und bei einem Unbeleuchteten von 0,8 Ampere, dann benötigen Sie in einem Schattenbahnhof mit 10 Abstellgleisen und 5 beleuchteten Zügen zwischen 11,5 und 16,5 Ampere Boosterstrom. Das sind dann 3 bis 5 Booster und die gleiche Zahl an Transformatoren. Da hole ich mir doch lieber aus dem Baumarkt eine kleine Beleuchtung zur Erhellung des Schattenbahnhofs und mache das Licht in den Zügen abschaltbar. Dafür gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Erstens: über einen Funktionsdecoder im Wagen wird das Licht abgeschaltet. Der muss dann aber den nötigen Strom liefern können oder es muss ein Relais nachgeschaltet werden oder man verwendet eine LED- Beleuchtung. Alle Wagen müssen stromführende Kupplungen haben oder jeder Wagen benötigt einen eigenen Funktionsdecoder. Das ganze klingt nicht nur wie eine ewige Bastelei - sie ist es auch. Zweitens: Sie machen alle Abstellgleise über Schaltdecoder abschaltbar. Die Dreileiterfahrer trennen dazu den Mittelleiter auf und die Zweileiterfahrer schalten den Relaiskontakt des Schaltdecoders zwischen das Gleis und den Belegtmelder. Damit der dann trotz Abschaltung eine korrekte Belegung anzeigt, ist der Schaltkontakt mit einem Widerstand zu überbrücken. Der Wert ist unkritisch und kann zwischen 1k und 4,7k liegen. Und für alle, die keine Idee haben, wie man das verdrahtet, aber trotzdem gerne ihre Abstellgleise abschalten würden, kommen hier ein paar Beispiele:

Wer mit zusätzlichen Stopmeldern arbeitet, muss zumindest bei Zweileitergleisen etwas mehr Aufwand treiben:

Die Märklinisten haben es hingegen wie gewohnt einfach:

Manch einer möchte nicht, das ein Dispatcher ständig andere Züge auf die Anlage schickt, sondern möchte das manuell tun. Und am liebsten auch noch so, wie man das früher bei den speziellen hardwarebasierten Schattenbahnhofsteuerungen gemacht hat: mit einem Abfahrttaster für jedes Gleis. Das ist gar kein Problem. Zunächst stellen Sie am Dispatcher den Ausfahrtmodus auf "Manuell". Damit werden alle selbsttätigen Zugausfahrten unterbunden. Dann aktivieren Sie in jedem Abstellgleis die Eigenschaft "Zugabfahrt automatisch". Dadurch erreichen Sie, das der Zug sofort abfährt, wenn sein Signal auf Fahrt gestellt wird. Jetzt müssen nur noch die Signale mit externen Tastern verbunden werden. Dazu nutzen Sie Funktionen der externen Stelltische in Railware. Falls sie im Fenster für Digitaleinstellungen keine Karteikarte "Ext. Stelltisch" finden, müssen Sie den Fragenkatalog der "Programmoptionen" nochmals durcharbeiten. Dann tragen Sie die Adresse der Rückmelder mit den "Starttasten" an 

Über fünf Folgen hinweg haben Sie etwas über Schattenbahnhöfe erfahren. So ausführlich wollte ich es eigentlich gar nicht machen. Denn es sollte lediglich zeigen, wie leicht und einfach das Ganze doch ist. Das ist es auch, zumindest für das intelligente Railware, seinen Dispatcher, die Zugsteuerung und die Zuglenkung. Die meisten Fallstricke liegen an der Komplexität der Gleispläne und somit auch am Erbauer. Darum mein allerletzter Rat zum Thema: bauen Sie so einfach wie möglich!

Auch wenn man noch so viel über Schattenbahnhöfe schreiben könnte: ein bisschen Überlegen und Tüfteln wollen Sie sicher auch noch, schließlich ist es ja Ihr Hobby.

Bis nächste Woche,
Ihr Railware Team

 

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