Letzte Woche bei Railware

14.6.2004

Puuh, bei mir macht sich eine allgemeine Erleichterung breit: meine andauernde medizinische Behandlung in Heidelberg ist nun abgeschlossen. Trotzdem muss der jetzt stattfindende Umzug ohne meine Hilfe stattfinden. Erst am nächsten Wochenende ziehen auch Büro und Labor um. Endlich kann ich wieder dauerhaft in einem festen Büro arbeiten.

Danach machen wir alle erst mal einen kurzen Urlaub und besuchen wie jedes Jahr alte Freunde und Bekannte in Berlin. Aber da ich es einfach nicht lassen kann, habe ich gleich zwei geschäftliche Termine vorgesehen:

Es hat zwar nicht direkt etwas mit Schattenbahnhöfen zu tun, aber ich weiß, das es immer wieder zu Verwechselungen mit den Bremswegen und anderen Zentimeterangaben kommt. Weil auch der letzte Bericht Fragen aufwarf, fangen wir hier mal mit einer Tabelle an. Sie zeigt genau, welche Angaben von welchen Funktionen ausgewertet werden. Sie wissen dann, was wirklich nötig ist ..

Eingabe Nötig? Beschreibung Wird genutzt von
Bremsweg Ja Der Abstand vom Auslösen eines Rückmelders bis zum gewünschten Haltepunkt eines Zuges. Zugsteuerung berechnet den Haltepunkt in Abhängigkeit der gefahrenen Geschwindigkeit.
Gleislänge Optional Maximale Länge eines Zuges im Bahnhofs- oder Abstellgleis. Wird beim Vorbild durch Grenzzeichen Ra12 oder Isolierzeichen Ra13 und auf Modellbahn durch Lichtraumprofil und  evtl. durch Nothaltmelder bestimmt. Zuglenkung nutzt bei mehr als einem möglichen Gleis das kürzeste. Nur möglich, wenn Lok- und Wagenlänge angegeben.
Bahnsteigposition Optional Länge eines Bahnsteiges und seine Position bezogen auf Anfang und Ende des Rückmelders (= Melderlänge). Angaben dienen der Berechnung der Bahnsteigmitte. Erlaubt das Halten aller Züge in der Bahnsteigmitte. Auch wenn Bahnsteig asymmetrisch zu den Rückmeldern.

Zugsteuerung zur Berechnung des Haltepunktes. Aber nur, wenn "Zughalt in Bahnsteigmitte" aktiv und Lok- und Wagenlänge angegeben..

Melderlänge Optional Gesamtlänge eines Rückmelders vom Anfang bis zum Ende. Schließt der nächste Rückmelder nicht nahtlos an, können auch die Abstände zum nächsten Melder angegeben werden. Werden Kurzkontakte (Reed-, Kontaktgleise, etc.) verwendet, ist die Melderlänge 0 und die Abstände definieren die Entfernung zum nächsten Kontakt. Selbsttätiger Erstellung der Geschwindigkeitstabellen und automatischer Nachregelung von Loks. Melderlängen und Abstände sind erforderlich.

Wenn "Berechne Fahrstraßenauflösung" aktiv ist, berechnet die Zugsteuerung den Zeitpunkt wann ein Zug einen Abschnitt (Zuganzeiger) verlassen haben muss. Aber nur, wenn Lok- und Wagenlänge angegeben sind. Angabe der Abstände ist nicht nötig.

Na, auch unnötige Werte eingegeben? Tut mir leid, aber man hätte das alles nachlesen können ...

Nochmals für alle "nicht eingeweihten": 

In den vergangenen Berichten tauchte immer wieder mal der Begriff "Durchfahrgleis" auf. Was ist damit eigentlich gemeint, und wann und wofür benötigt man es? Im Prinzip geht es ohne, denn mit der Einfahrtmodus "Zuerst Einfahrt, dann Ausfahrt" wird ein ankommender Zug am Dispatcher angehalten und zunächst ein abgestellter Zug ausgefahren. Dadurch wird ein Gleis für die anschließende Einfahrt frei. So können alle Abstellgleise mit Zügen vollgestellt werden. Ab was, wenn man einen Zug "versehentlich" Richtung Schattenbahnhof geschickt hat und durch ihn hindurchfahren möchte? Was, wenn der einzufahrende Zug zu lang für die Abstellgleise ist? Was, wenn Züge auf feste "Heimatgleise" gestellt werden sollen und durch einen fremden Schattenbahnhof hindurchgeschleust werden muss? Genau für diese Aufgaben benötigt man ein oder mehrere Durchfahrgleise. Sie werden vom Dispatcher immer freigehalten.

Auch für den folgenden Gleisplan benötigen wir Durchfahrgleise. Und zwar in jedem der beiden Abstellgruppen. Denn sonst könnten wir keinen Zug direkt vom Dispatcher in die zweite Gruppe schicken und eine Ausfahrt von der ersten Gruppe wäre unmöglich, wenn die alle Gleise der Zweiten belegt sind. Uns stehen also insgesamt nur 8 Abstellgleise zur Verfügung. Also nicht so effektiv? Nein, ganz im Gegenteil: bekanntermaßen benötigen die diagonal liegenden Weichenfelder viel Platz. Durch die Verschachtelung mehrerer Abstellgruppen kann dieser nun viel besser genutzt werden. Darum ist diese Bauform relativ beliebt - wenn man genügend Platz in der Länge hat ...

 

Bei der Konfiguration in Railware ist zunächst zu berücksichtigen, dass der Dispatcher alle Abstellgleise richtig erkennen muss. Um das Problem besser zu verstehen ist es ganz hilfreich, wenn man weiß, wie die selbsttätige Konfiguration der Wege und Abstellgleise arbeitet. Normalerweise würde man meinen, das der Dispatcher beim Start eines Gleisbildes "seine" Abstellgleise sucht. Aber weil es technisch viel einfacher zu lösen ist, arbeitet es genau anders herum: die Abstellgleise suchen ihren Dispatcher. Manchmal ist es eben einfacher, wenn der Berg zum Propheten kommt. Die Zuganzeiger suchen also rückwärts bis zum nächsten Zuganzeiger. Ist dies ein Dispatcher, dann wird es als Abstellgleis benutzt, ansonsten wird erfolglos abgebrochen. Genau diese Eigenheit müssen wir beachten, damit der Dispatcher auch die Abstellgleise der zweiten Abstellgruppe verwalten kann. Darum bekommt das Durchfahrgleis der ersten Gruppe keinen Zuganzeiger. Am besten schaut man sich das Gleisbild an:

Das Durchfahrgleis der ersten Abstellgruppe hat keinen Zuganzeiger und bei der zweiten Gruppe wurde ein Zuganzeiger ohne Signal verwendet. Bei der Konfiguration müssen folgende Punkte beachtet werden:

Bei den ersten Tests, die man selbstverständlich zuerst simuliert, wird man nach einiger Zeit feststellen, das Züge der ersten Abstellgruppe keinen Weg zum Durchfahrgleis der zweiten Gruppe finden. Der Grund ist, das die erste Weiche, die ja über Abstellen oder Durchfahren entscheiden soll, nur in der ersten Gruppe richtig gestellt wird. In allen folgenden Abstellgruppen müssen wir da ein wenig nachhelfen. Zunächst einmal denkt man da immer an die Funktion "Weichen Grundstellung" im Dispatcher. Die wirkt hier aber zum falschen Zeitpunkt. Darum richten wir eine Hilfsautomatik ein, die nach dem Abstellen eines Zuges in der zweiten Gruppe die Weiche wieder in Richtung Durchfahrt stellt.

Als Auslöser verwendet man da am besten "Keine Strasse". Da die Zugsteuerung Fahrstraßen immer entgegen der Richtung des fahrenden Zuges auflöst, muss das Symbol des Auslösers vor der Weiche liegen. Andernfalls wäre wäre die Weiche noch durch die Fahrstraße blockiert. 

Denken Sie daran, das der Fahrweg, hier die Weichen, auch wirklich schon frei sind, wenn sie eine Weiche beim Auflösen einer Fahrstraße stellen. Meist fällt es nämlich gar nicht auf, das im Railware Gleisbild eine Fahrstraße auflöst, obwohl noch Wagen darüber rollen. Die Ursache ist simpel und schon hundertfach erläutert: Sie benötigen entweder eine Belegtmeldung auf den Weichen oder Sie müssen mit der Option "Berechne Fahrstraßenauflösung" der Profi Parameter arbeiten oder sie müssen im Dispatcher zwingend mit "Zuerst Ausfahrt" arbeiten.

So, nun sollte Ihr schöner neuer Schattenbahnhof problemlos arbeiten.

Die zweite Variante für den verschachtelten Schattenbahnhof arbeitet mit einem zweiten Dispatcher. Jede Abstellgruppe hat also seinen Eigenen. Hier braucht man zwar keine Tricks mehr, muss aber mit einer anderen Eigenart leben. Wenn ein Zug aus der ersten Gruppe ausfährt, dann wird er vom Dispatcher der zweiten Gruppe angenommen und - dort abgestellt!

Einfahrende Züge werden also durch jeden Schattenbahnhof durchgeschoben, bevor sie wieder auf der Strecke erscheinen. Um das zu verhindern, kann man mit der Heimatgleisfunktion arbeiten. Sie wurde seinerzeit auf vielfachen Wunsch unserer Kunden entwickelt und der noch aus der guten alten anlogen Zeit bzw. den per spezieller Hardwareelektronik gesteuerten Schattenbahnhöfen stammt. Dort drückte man zur Ausfahrt eines Zuges einfach einen Knopf. Und weil man, anders als bei Railware, nicht genau wusste, welcher Zug ausfahren würde, hat man kurzerhand den Zügen feste Abstellgleise zugeordnet. Heute macht man das nur noch selten so.

Um die Heimatgleisfunktion zu nutzen, muss man jedem Zug einen Bahnhofsnamen und eine Abstellgleisnummer zuordnen. Beim Bahnhofsnamen handelt es sich um den Namen des Abstellbahnhofs, der im Dispatcher einzutragen ist. Die Gleisnummer ist die Gleisnummer des Bahnhofs, sie kann auch direkt im Dialog für den Dispatcher eingestellt werden. Und um hartnäckigen Gerüchten vorzubeugen: die Angabe des Bahnhofsnamens in den Abstellgleisen ist wirklich überflüssig. Und wenn sie mit Heimatgleisen arbeiten, brauchen Se auch keine nutzbaren Gleislängen oder Zuggattungen angeben. Siehe dazu auch das Diagramm vom letzten Bericht. Da die Zuordnung des Schattenbahnhofs am Zug und nicht im Bahnhof erfolgt, kann es passieren, dass Züge ohne Heimatgleis reservierte Abstellgleise blockieren. Wer mit der Heimatgleisfunktion arbeitet, sollte es also für alle Schattenbahnhöfe und alle Züge tun.

Wann ist eine Modellbahnanlage eigentlich groß und wann ist sie eher klein? Sicher, jeder Erbauer ist stolz auf sein Werk und kann das auch gerne sein. Und so hört man nicht selten: "Ich habe eine große Anlage mit 100 Zügen". Das mag ja durchaus so sein, ist aber für Railware nicht von Bedeutung. Dort können nämlich bis zu 2.000.000 Züge vorhanden sein. Die einzig relevante Frage für Railware ist: Wie viele Züge fahren zur gleichen Zeit (!) auf einer Anlage? Denn nur fahrende, bremsende oder beschleunigende Züge verwenden irgendwelche Ressourcen im PC. Darum hier eine kleine Tabelle mit den bei uns gebräuchlichen Werten. Immer bezogen auf ein Gleisbild.

Anzahl fahrende, bremsende 
oder beschleunigende Züge
Anlagengröße
bis 5  Klein
bis 20 Mittel
mehr als 20 Groß

Ich hoffe, das Ihre Modellbahnanlage für Railware jetzt nicht zum "kleinen Fisch" geworden ist.

Vor einigen Monaten wurde mir der folgende Gleisplan vorgelegt. Und um es gleich vorweg zu nehmen. Nein, es gibt keine sinnvolle Lösung zum Einsatz eines Dispatchers. Er kann mit den gestrichelten Abstellgleisen einfach nicht umgehen. Aber braucht man denn eigentlich einen Dispatcher zur Steuerung eines Schattenbahnhofs? Natürlich nicht, lautet die einzig richtige Antwort! Das mag jetzt viele überraschen, aber es gibt doch mit der Zugsteuerung und der Zuglenkung mächtige fix und fertig arbeitende Werkzeuge, die sich auch alleine wunderbar verwenden lassen. Auch der Dispatcher greift immer wieder auf deren Funktionalitäten zurück. Bei der 1.Variante wird ein Dispatcher für die beiden Abstellgruppen verwendet. Genau so, wie es im ersten Beispiel dargestellt wurde. Die beiden Züge, die in die beiden unteren Stumpfgleise fahren, werden jedoch einzig und allein durch die Zuglenkung dahin gebracht. Damit sich bei einer Zugeinfahrt keine Probleme mit den Zugfahrten des Dispatchers ergeben, muss man am Zuganzeiger vor dem Dispatcher, also vor dem gestrichelten Gleiswechsel die Eigenschaft "Weiterfahrt bis Bahnhof" aktivieren und an den beiden Abstellgleisen einen Bahnhofsnamen angeben. Dann ist sichergestellt, das ein Zug sein Abstellgleis erreichen kann oder vor dem Gleiswechsel stehen bleibt. Die Ausfahrt aus den beiden Gleisen kann jedoch nicht vom Dispatcher aus erfolgen. Stattdessen konfigurieren wir einen "Wendezug". Sie macht ja nichts weiter, als einen eingefahrenen Zug nach einer einstellbaren Zeit wieder zurückfahren zu lassen. Nehmen Sie am besten eine längere Aufenthaltsdauer von 2 bis 4 Minuten. Dann bleibt noch genügend Pause für andere Züge. Der maximale Wert ist übrigens 4 Stunden.

Trotz der gangbaren Lösung finde ich den Gleisplan, ehrlich gesagt, ziemlich schwachsinnig. Denn warum in aller Welt muss ich mit zwei besonderen Zügen immer durch einen großen Schattenbahnhof kurven und währenddessen jeden weiteren Zugverkehr blockieren. Das sagte ich auch dem Kunden. Und da man Kritik nur äußern sollte, wenn man eine bessere Lösung kennt, habe ich den Plan leicht modifiziert. Die beiden Weichen liegen nun im Eingangs- Weichenfeld der ersten Abstellgruppe und der Gleiswechsel für die Ausfahrt wurde vor den Dispatcher gelegt. Nun dauern die Ein- und Ausfahrten zu den beiden Gleisen nicht mehr so lange und der Dispatcher kann sie ohne die zuvor beschriebenen Einstellungen verwalten.

Und wer es ganz perfekt machen will, der baut am ende der beiden Stumpfgleise noch zwei Weichen an, damit man auch mal vorwärts wieder ausfahren kann. Man muss das ja nicht benutzen, aber wer weiß, was einem so in ein paar Jahren durch den Kopf schießt. Und dann würde man sich sehr ärgern, weil man an den Schattenbahnhof nicht mehr so gut herankommt und ihn nur mit großen Mühen umbauen kann.

Und wo wir gerade dabei sind: denken Sie daran, dass über den Gleisen noch genügend Platz ist, um mit der Hand Loks oder Wagen ins hinterste Gleis zu bringen oder zu holen. Je mehr Gleise Sie haben, desto mehr Platz benötigen Sie! Manche nehmen auch das hinterste Gleis als Durchfahrgleis. Das ist ok, muss dann aber auch regelmäßig befahren werden, sonst: Stotter, Stotter. Ich selbst würde immer das vorderste Gleis als Durchfahrgleis nehmen. Weil es gut am Anlagenrand erreichbar und immer frei ist, kann man es auch sehr gut zum Aufgleisen benutzen.

So, mir reicht es für heute mit den Schattenbahnhöfen. Viel Spaß mit Ihrer Modellbahn und mit Railware wünscht Ihnen

Das Railware Team

 

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