Letzte Woche bei Railware

5.6.2004

Na, mögen Sie noch etwas über Schattenbahnhöfe lesen ? Ich hab noch eine ganze Menge an Ideen und Informationen. Und so ganz langsam arbeiten wir uns von den etwas einfacheren Themen zu den Komplexeren hin. Auch diesmal ist das Hauptthema besondere Gleisvarianten, deren Sinnhaltigkeit und die Unterstützung in Railware.

Schauen Sie sich doch mal in Ruhe den folgenden Gleisplan an. Wie viele Abstellgleise hat er eigentlich? Es sind höchstens 4 und in vielen Fällen sogar nur 3. Nehmen wir an, das gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird. Dann muss ja das oberste Gleis immer frei bleiben. Ansonsten könnte ja kein Zug mehr aus den unteren 4 Abstellgleisen herausfahren. Wenn es sich um eine Anlage nach dem Hundeknochenprinzip handelt, dann muss man aber bedenken, das ein einfahrender Zug nicht abgestellt wird, sondern lediglich über die Kehre zurückfahren soll. In diesem Fall stehen nur noch drei Abstellgleise zur Verfügung: das erste und letzte Gleis müssen zur Durchfahrt freigehalten werden. Dieser Gleisplan ist also eher praxisfremd.

Darum wird man eher die Ausfahrt hinter die Einfahr- Weichengruppe verlegen. Bei einer Zweileiteranlage geht es  gar nicht anders, weil im Ausfahrtgleis ein Kehrschleifenmodul benötigt wird und der längste Zug vollständig hineinpassen muss.

Übrigens hat auch Railware eine softwaregesteuerte Kehrschleifenfunktion: ein spezieller Zuganzeigertyp übernimmt die Umschaltung der Gleispolarität. Diese Funktion kann gerne, wie im folgenden Railware Gleisbild gezeigt, direkt hinter einem Schattenbahnhof eingefügt werden. Damit das ganze auch funktioniert, legen Sie die erlaubte Fahrtrichtung am Dispatcher auf "rechts" und am Kehrschleifenanzeiger auf "links". Ansonsten kann es passieren, das ein Zug bei der Einfahrt an der ersten Weiche nach oben gelenkt wird. An der Kehrschleife selbst ist "Automatische Weiterfahrt" und "Weiterfahrt bis Bahnhof" zu aktivieren. Und in den "Systemoptionen" sollte "Stumpfe Weichen schalten" aktiviert sein - aber das ist die Standardeinstellung. Das war es denn auch schon. Bleibt im Moment nur noch ein kleiner Haken: bleibt ein Zug an einem Kehrschleifensymbol stehen, dann kann er durch eine überflüssige Sperre nicht durch "Abfahren" wieder aktiviert werden. Update 4.11 beseitigt dieses Problem.

Wenn Sie bei einem solchen Gleisplan aber noch etwas Platz haben, dann empfehle ich Ihnen die Einfädelung für das Ausfahrtgleis bis hinter den Dispatcher zu verlegen. Der folgende Gleisplan zeigt dies.

So, nun wollen wir uns einer anderen Spezialität in Schattenbahnhöfen zuwenden. Stellen wir uns einfach mal vor, das wir zwei Interregio mit Steuerwagen besitzen und das diese immer mit der Lok voraus in den Schattenbahnhof einfahren und mit dem Steuerwagen voraus wieder ausfahren sollen. Dafür haben wir die beiden unteren Gleise reserviert. Bevor wir uns an die Konfiguration machen, noch ein kleiner Hinweis: vergleichen Sie einmal die beiden dargestellten Gleispläne. Beim ersten Plan müssen die beiden Pendelzüge über den Dispatcher ausfahren, um in das richtige Gleise zu gelangen. Damit verhindern Sie ziemlich zuverlässig den Modus "Zuerst Ausfahrt", denn die Züge könnten sich gegenseitig im Wege stehen. Zwar kann man solche Dinge durch besondere Konfigurationen in Railware umgehen, aber warum so kompliziert, wenn es auch einfach geht? Also: den Gleiswechsel VOR den Dispatcher legen und "rückwärts" ausfahrende Züge so schnell wie möglich in das richtige Gleis führen. 


So nicht ...


... sondern so !

Im Dispatcher selbst müssen wir für die unteren beiden Abstellgleise festlegen, das Zugausfahrten "rückwärts" erfolgen sollen. Das ist wichtig, damit beim Ausfahren der beiden Interregio die Fahrtrichtung umgeschaltet wird. Aber wie erreichen wir, das die beiden Züge auch immer in die beiden unteren Gleise fahren? Einige langjährige Kunden haben da zu einem kleinen Trick gegriffen. Sie haben bewusst falsche Zuglängen (längere) für die beiden Interregio vorgegeben und in den Zuganzeigern die Angaben zur nutzbaren Gleislänge nur die unteren Beiden lang genug für Interregio gemacht. Das ganze hat nur einen Gedankenfehler: sind die oberen Abstellgleise voll belegt, dann würde ein einfahrender kurzer Zug auch die unteren Gleise belegen. Ist der Schattenbahnhof gar bis auf das Durchfahrgleis ganz voll, dann müsste ein ankommender Interregio über das Durchfahrgleis durch den Schattenbahnhof geleitet werden - dummerweise fährt er dann mit der Lok voraus in die Anlage ...

Aber es geht wesentlich eleganter, wenn Sie für jeden Zug eine Zuggattung vergeben, für unsere beiden Interregio z.B. "IR" und dann in jedem Zuganzeiger der Abstellgleise in der Karteikarte "Nutzung" festlegen, von welchen Zuggattungen es belegt werden darf. Damit das richtige Streckengleis gefunden wird, tragen wir "erlaubte Gleisrichtungen" ein: am Dispatcher "rechts" und am ersten Zuganzeiger der freien Strecke (oben links des Gleiswechsels) "links". Mehr ist nicht zu tun. Eine saubere Sache, denn nun können Sie auf Wunsch immer noch mit den wirklichen Zuglängen arbeiten und die Abstellgleise optimal belegen. 

Die Verwendung von nutzbaren Gleislängen macht übrigens nur dann einen Sinn, wenn Ihre Abstellgleise auch unterschiedlich lang sind, wie das hier gezeigt ist. In diesem Fall tragen Sie in jedem Zuganzeiger der Abstellgleise die "nutzbare Gleislänge" ein. Für jeden Zug wird in der Zugdatenbank die Wagenlänge und in der Lokdatenbank die Loklänge eingestellt. Auf diese Weise werden die Gleise im Schattenbahnhof immer optimal genutzt. Noch einmal: das macht nur einen Sinn, wenn die Gleise auch unterschiedliche Längen haben.

Meist verwendet man dann das kürzeste Gleis als Durchfahrgleis. Ja, das geht: das Durchfahrgleis kann kürzer sein, als der längste Zug auf Ihrer Anlage. Der Problemlöser für Weichenfelder ohne Belegtmeldung ist hier mal wider die Funktion "Bereche Fahrstraßenauflösung" in den Profi Parametern. Sie hält nicht nur den Fahrweg hinter fahrenden Zügen rechnerisch reserviert, sondern sorgt in Verbindung mit der "Langzugbehandlung" auch dafür, das stehende Züge hintere Gleisabschnitte reserviert halten. Im unteren Gleisbild wurde der Zug "Dieter" angehalten, weil der Rheingold die Durchfahrt blockiert. Trotzdem bleibt eine selbsttätige Reservierung bis zum Dispatcher bestehen. Mehr dazu im Buch "Die Profiparameter".

Da vielen wohl nicht ganz klar ist, welche Entscheidungen ein Dispatcher beim Eintreffen eines Zuges fällen muss, zeigt das folgende Diagramm die allerwichtigsten, vordefinierten Abläufe. Persönlicher Kommentar: tja, sooo funktionieren heutzutage intelligente Schattenbahnhofsteuerungen.

Und wo wir gerade bei den Zuggattungen sind, soll auch die relativ neue Möglichkeit der Bildung von "Umlaufgruppen" erklärt werden. Auch diese Funktion wird in Railware mit Zuggattungen gelöst. Es geht dabei im wesentlichen um die Möglichkeit, das der Dispatcher für einen Zug einer Gattung ausschließlich Züge der gleichen Gattung ausfährt. Das heißt, das eine einfahrende Regionalbahn (z.B. Gattung "RB") eine andere Regionalbahn ausfahren lässt. Ist bei Einfahrt eines solchen Zuges kein Zug der gleichen Umlaufgruppe abgestellt, wird der einfahrende Zug lediglich abgestellt. Zur Konfiguration dient Interimsweise das externe Programm "SetSchattenGattung.exe". es befindet sich im Railware Ordner und wird selbstverständlich demnächst gegen eine wesentlich komfortablere Methode abgelöst. Der Hauptgrund war einfach die frühe Verfügbarkeit dieser Option. Auf größeren Anlagen, und nur dafür scheint diese Funktionsgruppe sinnvoll, stellt sich dann aber ein Problem: nehmen wir mal an, wir haben 10 Regionalbahnen mit der Gattung "RB". Wenn diese in drei Schattenbahnhöfen stehen und einer Umlaufgruppe zugeordnet sein sollen, dann müssten wir sie "RB1", "RB2" und "RB3" nennen. Dann können die Schattenbahnhöfe mit ihnen richtig umgehen. Aber auf der Strecke müssten wir nun für alle diese Gattungen die erlaubten Gleise definieren. Das wird irgendwann umfangreich und darum wird es in einer der nächsten Versionen die Möglichkeit geben, mehrere Zuggattungen pro Zug zu definieren. Dann ist eine Regionalbahn einfach gleichzeitig "RB" und "G1". Auf den Strecken fahren sie dann als "RB" und die Schattenbahnhöfe behandeln sie als "G1", "G2" oder "G3". Einfach, aber wirkungsvoll.

Zum Abschluss kurz zurück zu Kehrschleifen. Meiner Meinung nach sollten Sie besser als Hardwaremodule realisiert werden. Dann kann man nämlich auch mal ohne PC fahren. Gut bewährt hat sich das Modul von Rautenhaus. Weiter oben wurde schon ein Zuganzeiger, der diese Funktion per Software erfüllt und ohne sogenannten "Mikrokurzschluss" arbeitet, vorgestellt. Aber es geht auch mit einem kurzen Zusatzmelder zwischen zwei Blöcken.

Block A, B und der rote Umschaltmelder sind über Belegtmeldung angeschlossen; hier nicht dargestellt. Da die Umschaltzeit je nach Fahrbetrieb schwanken kann, sollte der Umschaltabschnitt zwischen 30 und 50 cm lang sein. Bei Block A ist zusätzlich ein Umschaltrelais zum Umpolung der Gleisanschlüsse geschaltet. Selbstverständlich ist Block A auf beiden Schienen und Seiten isoliert und der Umschaltdecoder ist digital ansprechbar. Beim reservieren eines Fahrweges soll das Relais in die eine Stellung und beim Auslösen des Umschaltmelders in die andere Stellung schalten.

Das alles wird in zwei Gleissymbolen vor und hinter dem Zuganzeiger von Block A konfiguriert. Am rot markierten Symbol ist der Umschaltmelder als Rückmelder einzutragen. Dann sind zwei Hilfsautomatiken zu erstellen.

Wenn die Zugsteuerung einen Fahrweg in Block A reserviert, was am gelb markierten Symbol zu prüfen ist, wird Ausgang "A" von Adresse 23 geschaltet.

Und wenn der Rückmelder des rot markierten Symbols einschaltet, dann wird Ausgang "B" aktiviert. 

Wer mag, kann das ganze an verschiedenen Stellen verfeinern, z.B. um von beiden Seiten fahren zu können. Aber am besten löst man Probleme dann, wenn sie "dran sind".

Auch nächste Woche geht der schonungslose "Schattenbahnhof Report" weiter.  Können wir das schaffen ? Jo, wir schaffen das !

Ihr Railware Team

 

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