Letzte Woche bei Railware

12.4.2004

Eigentlich sollte ich wohl einen Bericht mit Bezug auf das Osterfest schreiben. Aber wenn interessante Arbeiten zu erledigen sind, ist mir das einfach näher ("ER" da oben möge mir verzeihen). Letzte Woche meldete sich der Erbauer einer neuen Anlage bei mir und fragte nach einem möglichst interessanten und dichten Zugbetrieb, der zudem noch möglichst einfach zu konfigurieren sein sollte. Weil die Anlage auch ganztägig (z.B. auf Fahrtagen) laufen soll, waren bestimmte Sicherheitsmerkmale von Railware (Power- Management, Sicherheitsmelder, Watchdog für Hard- und Software, Erkennung von Zugtrennungen, stehengebliebenen und Geisterzügen, u.a.) ausschlaggebend für die Systementscheidung. Prima, das sind wirklich interessante Aufgaben für mich, zumal sich beim ersten Gespräch herausstellte, das der Erbauer ein Modellbau- und Digitalprofi ist und ihm die Unzulänglichkeiten der Technik hinreichend bekannt sind. "Er würde dafür schon Lösungen finden" meinte er und so konnten wir uns auf die wirklich wichtigen und interessanten Fragen des Zugbetriebs konzentrieren. 

Zunächst einmal wurde ein schematischer Gleisplan erstellt. Die farbigen Linien sind erst nach den Diskussionen entstanden und die Stationen wurden mit einfachen Buchstaben versehen. Wesentliches Merkmal ist die Ringstrecke und, das ist Ihnen bestimmt sofort aufgefallen, die Station A. Das ganze sieht gar nicht nach einer typischen Modellbahnanlage aus. Und tatsächlich handelt es sich auch um eine Straßenbahnanlage! Die merkwürdige Station A ist eine doppelte Haltestelle mit Verzweigungen, die sich ober- und unterhalb einer großen Straßenkreuzung mit Unterführung befinden. Darum ist die Verbindung zwischen A und B auch viergleisig. Der Rest ist jeweils zweigleisig, wobei die Strecke zwischen den Stationen A1 und A2 nur eingleisig ist und diese beiden Stationen eine Ausweichmöglichkeit haben.

 

Der Erbauer wünschte sich eine dicht befahrene Ringstrecke. Nachteilig ist, das dafür die Straßenbahnen auf dieser Strecke immer fahren müssen, denn der Schattenbahnhof SB2 ist nur in einer Richtung zu bedienen. Fahrzeuge die von SB2 auf die Ringstrecke fahren, können nur dann wieder zu SB2 zurückfahren, wenn sie entweder SB1oder A1 ansteuern und damit nach der Rückfahrt auf dem Ring die Richtung wechseln oder in Station B halten und auf dem Gegengleis zurückfahren. Wenn dort ein eigenes Gleis zwischen den Hauptgleisen existieren würde, dann könnte das ohne Zeitverzögerung geschehen. Andernfalls würde sich beim zurückfahren der Fahrzeugabstand voraussichtlich um 3 Meter erhöhen, nur weil nicht überholt werden könnte.

Auf jeden Fall sollten etwa 50% der Fahrzeuge auf dem Ring fahren. Wie viele Fahrzeuge machen denn aber 100% Zugbetrieb? Das ist ziemlich einfach, denn es gilt (erfahrene Railware Kunden wissen es): ein fahrendes Fahrzeug fährt auf einem Abschnitt und muss einen weiteren reservieren können. Nur so ist flüssiges Fahren gewährleistet. Zwischen den Stationen B bis E befinden sich jeweils 2 Abschnitte und jede Station bildet natürlich ebenfalls einen Abschnitt, das macht zusammen pro Richtung 12 Abschnitte mit je 6 Fahrzeugen. Die Haltezeiten sind nicht einkalkuliert. Auf dem Ring können also insgesamt ca. 12 Fahrzeuge fahren. Sechs davon sollten also die blaue Ringlinie bilden. Ob die wohl einen mehrstündigen Betrieb ohne Pausen und Abstellmöglichkeiten überstehen würden ? Ich habe da so meine Bedenken.

Doch kümmern wir uns erst mal um die beiden zulaufenden Strecken, die ja den Rest des Verkehrs auf der Ringlinie erbringen sollen. Die rote Linie mit SB1 und B1 kann den Ring in beiden Richtungen befahren und wieder verlassen. Da der Zugbetrieb aus dem Schattenbahnhof gesteuert wird und man nicht exakt weiß, wie viele Züge sich gerade wo befinden (echtes Zufallsprinzip von Railware), wäre es wünschenswert, wenn die Software hier lenkend eingreifen könnte. So müsste man schon in Anhängigkeit vom "Füllzustand" der blauen Linie an Station B1 entscheiden können, ob das Fahrzeug im oder gegen den Urzeigersinn weiterfahren soll. Ok, künftig wird es eine Funktion geben, mit der man an beliebigen Bahnhöfen die Anzahl der Züge prüfen kann und in Abhängigkeit der Zugzahl eine Entscheidung für die Zuglenkung trifft. Jaaa, werden Sie jetzt sagen, so soll ein intelligentes System arbeiten. Stimmt genau!

Hilfreich wäre auch, wenn man die Anzahl der Fahrzeuge von den Zufahrtslinien irgendwie begrenzen könnte. So eine Art "Durchlassventil" wäre hilfreich. Auch keine große Tat. Und so wird es in Kürze eine Einstellmöglichkeit für eine minimale Zugfolge in Sekunden geben. Damit das im Betrieb nicht weiter auffällt, wird dieses Ventil an Bahnhofsgleisen mit Aufenthaltsdauer wirksam. Dieses Durchlassventil hilft übrigens auch bei einem anderen Phänomen, das auch auf dieser Anlage auftreten würde: fahren mehrere Züge längere Zeit hintereinander her, dann wird sich irgendwann der langsamste Zug vorne befinden und alle anderen würden hinterher "zotteln". Diesen Effekt kann man gelegentlich auf großen Schauanlagen mit langen Fahrstrecken beobachten. Ein Durchlassventil für Züge löst das Problem.

Die Fahrzeuge der roten Linie befahren den Ring von beiden Seiten und kehren dann zum SB1 zurück. Also können weitere 6 Züge von der roten Strecke kommen und wir haben auf der Ringlinie eine Auslastung von etwa 75%. Von der gelben Linie kommen ebenfalls Straßenbahnen. Allerdings sind es nicht ganz so viele weil die Strecke weitgehend eingleisig ist. Aber diese können nur dann an ihren Ausgangspunkt zurückkommen, wenn sie einmalig die rote Linie befahren haben. Im Ergebnis wird also die rote Linie genau so stark ausgelastet sein, wie die Ringlinie.

Die Züge der roten, gelben und grünen Linie können also ebenfalls 50% des Ringverkehrs ausmachen. Wenn wir uns nun gedanklich vorstellen, das diese Fahrzeuge den Ring nicht gleich wieder verlassen, sondern eine zweite Ehrenrunde drehen, dann könnte man auf die Bereitstellung der Züge der Ringlinie verzichten. Alle Züge kämen von den Nebenstrecken und würden für eine 100prozentige Auslastung auf dem Ring sorgen. 

Und wie macht man das in Railware? Ganz einfach. Bekanntlich werden die Linien ja mit den Zuggattungen festgelegt und von der Zuglenkung abgearbeitet. Wenn man jetzt an einer Stelle im Ring die Zuggattungen selbsttätig tauschen könnte, dann wäre die Aufgage gelöst. Und das kann man in der Tat realisieren. Denn es wird im Zusammenhang mit den Erweiterungen der Alias- Namen eine frei konfigurierbare "Tauschliste" geben in der Zug- oder Gattungsnamen ausgewechselt werden können. Das ist zwar nicht der eigentliche Sinn dieser Funktion, aber es funktioniert. Dem zukünftigen Betreiber dieser Anlage hat sie sehr gefallen.

Zusammenfassung:

Besondere Konfiguration:

Gegenwärtig werden die erarbeiteten Linien und Optionen in einer Simulation verifiziert. Vielleicht entdecken Sie ja im nächsten Jahr mal auf einer Messe, Fahrtag, Schau oder Museum diese interessante Nahverkehrsanlage auf der bis zu 25 Fahrzeuge unterwegs sein werden. 

Ein frohes Osterfest wünscht Ihnen
Dieter Hinz

 

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