Letzte Woche bei Railware

19.10.2003

Das ist sie also - die erste Brille. Der Augenarzt meinte nur "Machen Sie sich keine Sorgen; es ist nur eine altersbedingte Fehlsichtigkeit". Bis zu diesem Satz hatte ich mir auch gar keine Gedanken gemacht, aber nun ....

.... altersbedingt,  hmmh. Aber ich habe mich trotzdem schnell an sie gewöhnt und kann nun auch wieder die Zahlen auf einem DB9 Stecker erkennen oder kleingedrucktes lesen. Die optischen Gesetze kann sie aber nicht außer kraft setzen. Und daran werde ich mich wohl nur sehr langsam gewöhnen.

Ach was muss man oft von bösen
Lokdecodern hören oder lesen.
Wie zum Beispiel hier von diesen
welche XY hießen.

Für dieses XY kann man eine ganze Menge Namen einsetzen. Erst vor kurzem machte ich wieder Bekanntschaft mit einer solchen Spezies. Dabei handelte es sich noch nicht einmal um billige Ware, sondern um fix und fertig eingebaute eines bekannten Herstellers. Schon während der ersten manuellen Fahrten zur Messstrecke bemerkte ich das mehr als rasante Tempo. Na, erst mal kurz einmessen und dann kann man ja immer noch CV's umbiegen und neu einmessen. Aber schon nach den ersten beiden Fahrten war klar: die Lok ist viel zu schnell und kann nicht langsam fahren. Kein Problem: ab auf Programmiergleis. Die Anzahl Fahrstufen soll eh auf 28 gestellt werden und dann kann gleich die CV 5 für die Höchstgeschwindigkeit herabgesetzt werden. Leider ging das nicht, denn der Wert stand schon auf 0. Schlimmer noch: es war sogar schon vom Hersteller eine eigene Kennlinie eingegeben worden. Mehrere Versuche später war die Kennlinie ausgelesen. Und die war so niedrig, das man die Lok nicht noch langsamer machen konnte. Der Hersteller kannte das Problem also. Und weil die CV 5 wohl immer auf 0 steht, hat er sie auch gleich aus seinem Beipackzettel für die Lok gestrichen. Noch einmal: die Lok war ab Werk so eingestellt und der Hersteller weiß offenbar genau Bescheid über seinen Elektronikschrott. Warum nur, warum ?

Aber wieso muss ich eine fabrikneue Lok, die mit eingebautem Lokdecoder ausgeliefert wird überhaupt neu programmieren ? Gut, die Adresse vielleicht. Aber die Geschwindigkeiten sollten doch schon einigermaßen an Motor und Getriebe und der Vorbildgeschwindigkeit angepasst sein ? Klar, für die rasanten Hobbyisten kann man die Lok ja etwas schneller machen. So eine grobe Anpassung kann man doch für einige hundert Euro Kaufpreis erwarten. Warum nur, warum ?

Damit sich nach dem fast vergeblichen Einmessen mehrerer Loks auch mal ein Erfolgserlebnis einstellen konnte, entschied ich mich für eine Lok mit einem nachgerüsteten Lokdecoder. Der Hersteller des Decoders produziert auch Digitalsysteme und der Spezialist für den Umbau schwört immer noch, das die Lok in seiner Werkstatt gefahren ist (was ich ihm auch selbstverständlich glaube). Aber auf der realen Anlage des Kunden konnte sie nach kurzer Fahrt nichts und niemand mehr stoppen - sie reagierte schlicht nicht mehr auf Kommandos des Digitalsystems. Ein Einzelfall ? Bestimmt ! Komisch nur, das schon mehrere Anrufer unseres Telefonsupports ähnliches berichtet hatten.

Eine Lok habe ich bei den Testfahrten sogar zerstört. Nach einem Kurzschluss an einer Weiche an der zwar die Weichenzungen richtig standen, nicht aber die Herzstückpolarität, meldete sich ein "Indianer" und signalisierte Rauchzeichen. Was war geschehen ? Das erste Drehgestell der Lok stand auf dem falsch gepolten Herzstück und das zweite auf dem normalen Gleis. Dadurch entstand ein Kurzschluss zwischen dem ersten und dem zweiten Drehgestell. Dumm nur, das dieser Kurzschlussstrom durch die dünnen Drähte und Leiterbahnen der Platine fließen muss. So war dieser Strom unter 3 Ampere geblieben und der Booster hatte nicht abschalten können. Damit keine Missverständnisse aufkommen: es ist NICHT der Lokdecoder gemeint, sondern die Platine zur Verbindung der Stromabnahme der Drehgestelle.

Was lernen wir daraus ? Verwenden Sie nur Booster bis zu maximal 3 Ampere. Verlassen Sie sich nicht auf die Abschaltung des Boosters und reagieren Sie sofort auf einen Kurzschluss. Lassen Sie Ihre Anlage nicht längere Zeit unbeaufsichtigt. Und vielleicht noch ein Tipp an die Hersteller von Loks: auch wenn es bei kleinen Spurweiten schwierig sein könnte, sollten Leiterbahnen und Drähte für den Kurzschlussstrom bemessen sein. Die einschlägigen Regeln der Elektrotechnik halten dazu seit mehr als 100 Jahren Berechnungsformeln bereit.

Vom gleichen Hersteller verwendete der Kunde auch das Digitalsystem. Dabei handelt es sich um einen nahezu baugleichen Ableger eines anderen bekannten Produktes. Während das Original aber mit allen angebotenen Schaltadressen klaglos zurechtkommt, muss man beim Zweithersteller erst mühselig von Hand ein "mapping" aller Adressen einrichten (was immer gleich aussieht), sonst tut sich gar nichts. Warum nur, warum ?

In der Einrichtungsphase passierte es zweimal, das Loks nach dem Einschalten plötzlich langsam über die Gleise krochen. Kommt Ihnen bekannt vor ? Ja, der Ersthersteller hat für diesen Bug seit einiger Zeit ein Update angeboten, beim Zweitanbieter gab es noch nie ein Update. Warum nur, warum ?

Wie schon erwähnt, ist das programmieren von Lokdecodern so mit Tücken verbunden. Gerade dann, wenn man Anhänger der Spur N ist. Da der Stromverbrauch der kleinen Loks relativ gering ist und das verwendete Digitalsystem am Programmiereingang relativ unempfindlich ist, kommt es immer wieder zu Lesefehlern. Aber wenn ich doch Digitalsystem und Lokdecoder von ein und demselben Hersteller verwende, sollte dann nicht ... aber warum schon !

"Die Modellbahn der Profis"  - wohl alles nur ein Frage des Standpunktes.

Noch ein kleiner Nachtrag: Vor wenigen Tagen las ich gleich in zwei Fachpublikationen Artikel über preiswerte Lokdecoder. Na klar ! Kaufen Sie immer schön die billigsten Lokdeocder die Sie finden können. 20€ - noch viel zu teuer ! Da kaufen sich gestandene Modellbahner Loks für 400€ und haben dann gerade noch 20€ für die Elektronik übrig ?
Mich allerdings bringt das auf eine grandiose Idee: gerne hätte ich einen Ferrari, aber leider reicht mein Budget nicht dafür. Aber vielleicht könnte man ja nur die Karosserie und dann den Motor von einem Fiat Panda ...

Wirklich schlecht fand ich, das in den Auflistungen von "Billigprodukten" auch die qualitativ hochwertigen Kühn Decoder auftauchten, die ich in der lastgeregelten Variante nur empfehlen kann.

Im Bild der N025 mit 700mA Motorstrom und den Abmessungen 11,4 x 8,8 x 3,3 mm.

 

Am Samstag sind wir alle nach Utrecht gereist, um uns ein Bild von der Eurospoor zu machen. Das ist nach Bekunden des Veranstalters die größte Messe der Niederlande. Nun, ja - ein wenig enttäuscht waren wir schon, denn zumindest viele Kleinserienhersteller hatten wir erwartet. Aber dafür gab es sehr viele Modellbahnanlagen zu sehen und einen großen Händlermarktplatz.

In zwei Hallen fand die Veranstaltung statt. Straßensperren schützen Anlagen vor den Besuchern - oder war es umgekehrt ?

Viel Elektronik wurde verwendet und gezeigt. Geholfen hat es leider nichts. Denn meist bremsten Züge schlagartig und beschleunigen auch genau so rasant. Immer wieder sah man Sie unmotiviert stehen bleiben oder herumzucken. Die eine oder andere Anlage wurde aber doch schon mit 'der' Digitaltechnik betrieben, die sich im Modellbahnbereich durchgesetzt hat - wenn auch mit dem Handregler. Das dies auf Schau- oder Vereinsanlagen heute noch eher selten ist, liegt wohl meist an den höheren Investitionen. Gelegentlich wohl auch am "Hobby im Hobby" einzelner Mitglieder mit Elektronik Kenntnissen.
Einzige Ausnahme bildete die sehenswerte Spur I Anlage des Spur-I-Team Württemberg. Hier sah man sanfte und vorbildgerechte Brems- und Beschleunigungsvorgänge und die Signale waren in Betrieb genommen. Leider lief sie vollautomatisch mit SoftLok. Aber das hat mich nicht gestört.

Wichtiger ist doch, das man überhaupt Anlagen sehen kann, die mit einem PC überwacht werden und die Appetit auf mehr machen, damit sich die Idee dieser Betriebsart weiter durchsetzt.

Glas als Werkstoff
für eine Modellbahn - eine originelle Idee.
Die Krönung aber waren zwei aus Holz gebaute Loks nebst ein paar Wagen und einer Halle. Mittels eines starken Seiles im Gleis konnten sie motorisch bewegt werden.

Wirklich beeindruckend !

Viel Spaß mit der Modellbahn wünscht Ihnen Ihr nach wie vor optimistischer Integrationstester

Dieter Hinz

 

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