Letzte Woche bei Railware |
Am Sonntag und Montag war ich in Hausach. Das liegt im schönen Kinzigtal (bei Offenburg). Dort entsteht eine bemerkenswerte Anlage nach Vorbild der Schwarzwaldbahn. Eine zweigleisige Strecke windet sich durch zahlreiche Täler und berührt die vorbildgerecht dargestellten Bahnhöfe Hausach, Homberg und Triberg. Fast könnte man meinen, das zuerst die Landschaft existierte und erst dann die Bahn gebaut wurde.
Im Vordergrund stehen Landschaft und Berge des Schwarzwaldes. Der aufwändig gestaltete Hintergrund trägt ganz wesentlich zum guten Eindruck bei.
Sehr viel Mühe haben sich die Erbauer u.A. mit der sehr vorbildgerechten Oberleitung gemacht. Auf der Strecke finden sich auch Nachspanneinrichtungen. Auf grund langjähriger Erfahrungen werden bei allen E-Loks die Pantografen auf eine feste Höhe eingestellt, so dass es aussieht, als würden sie aufgebügelt fahren. Zum guten Gesamteindruck trägt wohl auch die ausschließliche Verwendung schlanker Weichen bei. Hier entsteht der Bahnhof Hausach. Gegenüber dem Original wurde er nur um wenige Meter verkürzt. Die vordere Wendel führt weiter in Richtung Offenburg. Der Offenburger Bahnhof ist jedoch ein Schattenbahnhof, der sich in einer großen Vitrine im Kassenbereich befindet. Ein Zug benötigt mehr als 45 Minuten für die gesamte Strecke.
Als Digitalsysteme werkeln Lenz- Zentralen. Dies hat den entscheidenden Vorteil, das die Leitungslängen keine so große Rolle spielen und alle daran angeschlossenen Digitalbausteine dezentral, also direkt vor Ort, eingebaut werden können. Das minimiert den Verdrahtungsaufwand erheblich, wenn man sich vorstellt, das Weichen- oder Lichtsignale meist nicht mehr als 50cm von den Decodern entfernt sind.
Alle Gleisabschnitte (Blöcke) haben eine Länge von 6 bis 9 Metern. Im Gleisbild gibt es 152 Zuganzeiger und 112 Weichen. Über das Rückmeldesystem werden Informationen von insgesamt mehr als 400 Meldereingängen transportiert. Die Weichendecoder sind LS-100 mit integrierter Rückmeldung. So kann die Software alle Weichenstellungen überwachen. Die Lichtsignale sind mit LS-DECdb angesteuert und die fast 40 Belegt- und Rückmeldemodule sind RS-GB-8 Bausteine von LDT.
Übersichtlich angeordnet... ...und beschriftet.
Die ca. 20 Booster von Lenz (LV101) sind gut zugänglich und werden vom Railware Power Management überwacht.
Wo hat man das schon ? Weite Teile der Anlage sind mit Stehhöhe zu erreichen,
was wohl am Thema "Schwarzwald" liegen könnte ...Deutlich zu erkennen sind die wenigen Steuerleitungen für Gleisprotokoll und Rückmeldungen.
Der Grund für meinen Einsatz waren jedoch Anlaufschwierigkeiten, die trotz der umfangreichen Kenntnisse von Ralf Schrempp der für Technik und Betrieb verantwortlich ist, nicht beseitigt werden konnten. Neben einigen Anforderungen die für das normale Produkt heute noch nicht freigegeben sind (z.B. die neue Weichenlagemeldung "optimistic-lock"), waren es insbesondere fehlerhafte Rückmeldungen, die während der Testfahrten mit schöner Regelmäßigkeit ein Chaos auf dem Bildschirm auslösten.
Um eines gleich unmissverständlich vorweg zu nehmen: bei derartigen Anlagen stößt die Digitaltechnik an ihre Grenzen - sie ist dafür schlicht nicht entwickelt worden, sondern für Heimanlagen mit ihren typischen Größen. Darum kann man den Herstellern auch keinen Vorwurf machen, wenn hier etwas nicht wie erwartet funktioniert, da bei Ihrer Heimanlage sicher alles in Ordnung ist. Für den Aufbau von großen Anlagen aber ist das Wissen professioneller Anlagenbauer oder Elektroniker nötig.
Fast alle Hersteller von Belegtmeldebausteinen machen deren Eingänge so empfindlich wie möglich. Meist lösen sie schon bei etwa 1mA aus, da es mittlerweile Lokdecoder mit einem sehr geringen Ruhestrombedarf gibt. Dann funktioniert zwar der berühmte "Fingertest", aber bei einer Gleislänge von 4 und mehr Metern pro Abschnitt wird es eng: dann wirken Gleis und Zuleitung als Antenne und fangen Störungen von vielfältigen Quellen auf. So war es auch hier. Da alle Loks mit Beleuchtung fahren und der letzte Wagen mindestens 2 Widerstandsachsen hat, wurde die Empfindlichkeit auf die beiden Achsen ausgerichtet. Und so mussten dann alle Belegtmelder demontiert und entsprechend umgebaut werden.
Eine weitere Herausforderung war der Wunsch nach einem möglichst vorbildgerechten Fahrbetrieb. Da zwei der Erbauer Lokführer sind und die Schwarzwaldbahn regelmäßig befahren, hat man da so seine Ansprüche. Die wichtigste Forderung war, das ein regelmäßiger Nahverkehrsbetrieb erfolgen sollte, wobei die Lok immer talwärts fährt. Prinzipiell kein Problem, aber wie erreicht man, das dies ohne aufwändige Programmierung/Fahrpläne eine gewisse Regelmäßigkeit gibt? Eine neue Funktion in Railware sorgt nun dafür, dass ein Zug einer bestimmten Zuggattung (hier Nahverkehr) nur einen anderen Zug der gleichen Gattung ausfahren lässt. Um Nachfragen vorzubeugen: diese Funktion wird eines Tages ins "normale" Railware System einfließen.
Auch nach dem Termin vor Ort bleibe ich beeindruckt: es ist trotz der großen Dimensionen eine super Anlage mit interessantem Thema. Derart lange Fahrstrecken würde sich wohl jeder Modellbahner gerne wünschen. Eine insgesamt herausragende Leistung des Teams um Thomas Panzer, was auch daran liegen mag, dass es sich ausnahmslos um erfahrende und engagierte Modellbahner und -bauer handelt.
Ab der Eröffnung am 14. September wird sie der Öffentlichkeit zugänglich sein. Ein Besuch lohnt sich, auch wenn sie noch nicht ganz fertig gestaltet ist. Da kann man wenigstens noch etwas vom Unterbau und der Technik sehen. Weitere Infos auf der Webseite der Schwarzwaldmodellbahn Hausach.
Nicht vergessen: demnächst werden die Abende mit Ihrer Modellbahn schöner ...
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Andrea Hinz. Kontakt zum Railware Team
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