Letzte Woche bei Railware

1.9.2003

Am Montag war ich wieder mal auf einer Kundenanlage. Diesmal handelte es sich um eine größere Gartenbahn im "LGB- Format". Ein Tag war vorgesehen und weil ich aus Zeitgründen keine Übernachtung einlegen konnte, musste ich schon um 5 Uhr aufstehen um so gegen 9 Uhr zwischen Frankfurt und Fulda einzutreffen. Schön, wenn man sich im Berufsverkehr antizyklisch bewegt ...

Der Erbauer der Anlage wollte von einer anderen Software zu Railware wechseln und hatte doch recht spezifische Fragen und Anforderungen. Besonders die Anforderungen an die Fahrzeuge sind bemerkenswert. Rund um das Haus zieht sich eine lange eingleisige Strecke mit insgesamt drei Ausweichstellen. Sie beginnt an der Terrasse mit einem mehrgleisigen Bahnhof (Schattenbahnhof), verläuft dann durch einen längeren Tunnel, der nur noch durch einen Revisionsschacht zugänglich ist, rund um das Haus und weiter mit einer langen, starken Steigung entlang der Grundstücksgrenze bis zu einer dreigleisigen Kehrschleife. Besonders die Steigungen haben es in sich. Ich kenne leider keine Zahlen, aber auf Grund der Lage am einem Hang sind die Steigungen doch mehr sehr beachtlich. Aus diesem Grund mussten die Züge umfangreichen Umbaumaßnahmen unterzogen werden. So haben viele Loks 2 Motore erhalten und bei fast jedem zweiten Wagen wurde ein Drehgestell durch ein motorangetriebenes ersetzt. Viele Radsätze wurden abgedreht und mit Haftreifen versehen. An den freien Plätzen wurden Bleigewichte montiert. Das Ergebnis der mehrjährigen Umbauarbeiten finde ich bemerkenswert, denn selbst längere Züge erklimmen nahezu problemlos die größten Steigungen.


Der Revisionsschacht für den Tunnel enthält nicht nur die benötigte Digitaltechnik.
 Der Erbauer hat auch an eine Steckdose und eine Technik zur
 Abschreckung unerwünschter Nagetiere gedacht.

Auch der Schattenbahnhof, der sich in einem Anbau befindet, ist ungewöhnlich. Da die Züge getrennt und in Einheiten von zwei bis drei Wagen einzeln gefahren werden können (zur Abschaltung einzelner Decoder dienen Kippschalter), wird jeder Meter Abstellplatz genutzt. Dazu müssen die Zugteile in mehrfachen Sägefahrten, die ebenfalls hohe Steigungen besitzen, in ihre Gleispositionen gebracht werden.

In meinen Augen insgesamt eine Meisterleistung des Erbauers !

Doch was ist mit der Software ? Ja, die hat in der Tat so ihre liebe Mühe. Was soll denn geschehen, wenn bei der Talfahrt eines Zuges die Geschwindigkeit auf 20 km/h (was z.B. bei einem Decoder mit 27 Fahrstufen der Stufe 3 entsprach) gedrosselt wird aber dieser auf Grund des Gefälles und der enormen Zugmasse immer noch mit mehr als 100 km/h herabrauscht ? Da muss man schon weit vor dem Gefälle die Geschwindigkeit reduzieren und den Zug langsam heranfahren lassen.

 
Links der Betriebsbahnhof. Am rechten Rand sieht man das Ende einer mehr als 30 Meter
 langen extremen Gefällestrecke.

Bei den eingleisigen Ausweichstellen sollte der Zug immer das rechte Gleis nehmen. Wie das geht, ist hier kurz beschrieben.

Damit Züge von links das Gleis 2 und Züge von rechts das Gleis 1 nehmen,
 wurde für Gleis 1 die erlaubte Gleisrichtung auf "links" und für Gleis 2 auf 
"rechts" gestellt.  Außerdem wurde eine allgemeine Zuggattung erstellt,
 die wir "Standard" nannten. Sie ist in beiden Zuganzeigern sowie in allen
 Zügen eingetragen, da im Moment noch keine weiteren Funktionen der
 Zuglenkung genutzt wurden. 

Selbstverständlich sollte auf den eingleisigen Strecken immer nur ein Zug unterwegs sein. Auch das wurde mit relativ einfachen Mitteln konfiguriert.

Damit auf den Blockabschnitten immer nur ein Zug unterwegs sein kann und sich nicht zufällig zwei Züge gegenüber stehen, wurde die Funktion "Weiterfahrt bis Bahnhof" in den Gleisen 2 und 3 aktiviert. In der Praxis wird das auch für Gleis 1 und 4 gelten, wenn sich dort weitere eingleisige Strecken mit mehr als einem Blockabschnitt anschließen. Die Gleise 1 und 2 erhielten den Bahnhofsnamen "Ausweich 1" und die Gleise 3 und 3 "Ausweich2". Um der Zugsteuerung zu beschleunigen (das Original Gleisbild war sehr viel länger) wurde Block C der Bahnhofsname "Dummy" gegeben und dort ebenfalls die Eigenschaft "Weiterfahrt bis Bahnhof" aktiviert. Das war es schon. Von den Zügen in den Ausweichstellen kann nun immer nur einer den Block C erreichen, alle Anderen müssen warten. Damit sie anschließend selbsttätig anfahren, wurde in den Ausweichgleisen die "Automatische Abfahrt" und "Automatische Weiterfahrt" aktiviert.

Etwas schwieriger war dann schon die Angelegenheit mit den selbsttätigen Sägefahrten von und zu den Abstellgleisen im Anbau. Und weil uns wegen "unvorhergesehener Ereignisse" die Zeit weglief, haben wir uns statt einer zeitaufwändigen Lösung mit Hilfsautomatiken und Zuglenkung zu einer Flucht in die Zukunft entschieden. Denn in einigen Wochen wird ausgewählten Kunden und Testern eine neue Funktionsgruppe zur Verfügung stehen, die diese Aufgabe mit wenig Zeitaufwand erledigen kann. Selbstverständlich ohne monatelangen Programmierarbeiten. Um Nachfragen zu vermeiden: nein, bis diese Neuheit allgemein verfügbar wird, vergehen sicherlich noch viele Monate (es ist lieferbar, wenn es fertig ist).

Der Rest der Woche war erst mal mit der Beantwortung der vielen aufgelaufenen Anfragen ausgefüllt. So etwa 6 bis 10 Konfigurationsanfragen sind pro Tag zu schaffen - viel zu wenig ...
Keine Ahnung, wie lange dieser kostenlose Service noch aufrechterhalten werden kann. Wir stellen zwar intelligente Werkzeuge (Railware) zur Verfügung und informieren sie über die grundsätzliche Bedienung, aber wie sie damit umgehen wollen, bleibt selbstverständlich Ihnen überlassen. Oder würden sie bei Microsoft nachfragen, wenn Sie eine besonders elegante Formulierung eines Briefes suchen, nur weil dieser mit Word geschrieben wird ??

Auch in der nächsten Woche bin ich wieder "im Feld". Auch wenn Sie es bevorzugen würden, wenn ich die Tage am PC verbringe um neue Features oder Bugfixes zu machen: es dient nicht nur den besuchten Kunden. Oft bringe ich auch Wünsche oder Informationen mit zurück, die in das Produkt einfließen und die es ohne diese Termine vielleicht nie gegeben hätte.

 

Demnächst werden die Abende mit Ihrer Modellbahn wieder schöner ...

 

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